Wien – Hannes Empl hat dieser Tage wieder alle Hände voll zu tun. Von Leogang aus betreut der Cheforganisator der Agentur SLFC (Salzburger Land Fußball Camps) in den Sommermonaten rund 80 Fußballklubs. Die Nachfrage an Vorbereitungscamps in Österreich ist ungebrochen, auch wenn die Starklubs weniger geworden sind.

Im Vorjahr war Chelsea das Aushängeschild, die Blues gastierten in Velden und bestritten Tests gegen Rapid und den WAC. Heuer bereist Englands Meister China und Singapur samt Partien gegen Bayern München und Inter Mailand. Paris Saint-Germain – in den vergangenen Jahren Stammgast in Österreich – verweilt im Juli in Florida. Insgesamt zieht es Europas Top-Adressen auch heuer wieder praktisch durch die Bank in die USA und Asien.

Österreichs Camp-Organisatoren haben dennoch ein volles Programm. Sei es die SLFC als größer Anbieter oder die in der Steiermark und Burgenland tätige IFCS (International Football Camp Styria): Die Buchungslage weist auch heuer gute Zahlen aus. "Wir stoßen bei den Anfragen an unsere Grenzen", berichtete Empl, dessen Firma die Salzburger Landesgrenze längst überschritten hat. Auch in Bayern oder Norditalien organisieren die SLFC Trainingslager.

Den Grundstock bilden laut Empl "treue Kunden". Sparta Prag mit Neo-Stürmer Marc Janko ist ebenfalls Stammgast wie Ligakonkurrent Viktoria Pilsen mit Andreas Ivanschitz. Die Young Boys Bern mit Trainer Adi Hütter sind ebenso wieder in Österreich einquartiert wie Dynamo Kiew, Anderlecht, Spartak Moskau oder die Premier-League-Klubs Leicester City, Southampton und Watford. Eine Absage erteilte Empl heuer jedoch den türkischen Topklubs, nachdem es in der Vergangenheit immer wieder Sicherheitsprobleme bei Testspielen von Fenerbahce, Galatasaray und Besiktas gegeben hatte.

Besonders beliebt ist und bleibt Österreich für die deutschen Nachbarn. Elf deutsche Bundesligisten sind im Sommer zu Gast. Trainer Ralph Hasenhüttl bereitet sich mit RB Leipzig in Seefeld auf den Herbst mit Spielen in der Champions League vor. Schalke 04 residiert in Mittersill, Bayer Leverkusen in Zell am See. Der 1. FC Köln mit Peter Stöger hält sogar zwei Trainingslager ab. Nach Bad Radkersburg geht es für die "Geißböcke" noch nach Kitzbühel.

In der Gamsstadt sind die Kölner dank einer Kooperation zum vierten Mal in Folge zu Gast. Werder Bremen und Ajax Amsterdam beehren das Zillertal zum wiederholten Mal, die Region übernimmt dabei die Unterbringung. Bezahlt machen sollen sich die Ausgaben durch eine verstärkte mediale Präsenz in Deutschland beziehungsweise den Niederlanden und damit verbundene touristische Mehreinnahmen.

Geändert hat sich in den vergangenen Jahren, dass der Kooperationsgedanke unter den österreichischen Anbietern ausgeprägter ist. "Am Anfang gab es mehr Konkurrenzdenken, nun eher eine Allianz", sagte Empl. An fehlender Nachfrage mangelt es ohnehin nicht. Zwischen 35.000 und 40.000 Nächtigungen verbuchen die SLFC jährlich allein durch die Mannschaften und ihren Betreuerstab. Dazu kommen noch jene der mitgereisten Medienvertreter und Fans.

Ein Spezialfall ist Monaco. Der Champions-League-Halbfinalist weilt für drei Tage in Wien, absolviert nur Testspiele gegen St. Pölten (7. Juli, NV Arena) und Rapid (9. Juli, Allianz Stadion). Die Reise nach Österreich ist für die Monegassen aufgrund der hohen Sicherheitsstandards nämlich billiger, als in der Heimat zu testen.

Ruhiger wird es erst wieder ab Mitte August. Dann wird bereits der nächste Camp-Sommer in Angriff genommen. Im Vorfeld der WM-Endrunde 2018 in Russland werde es in den Trainingslagern laut Empl einen "ziemlichen Andrang" geben. In Kontakt steht der ehemalige Erstliga-Profi auch mit Rekordweltmeister Brasilien. (APA, 26.6.2017)