Mehr traumatisierte Menschen als je zuvor haben im ersten Halbjahr 2017 das Betreuungszentrum der Wiener Trauma-Hilfsorganisation Hemayat aufgesucht. "Der Bedarf an therapeutischer Unterstützung für Menschen aus Kriegsgebieten oder mit Foltererfahrungen wird spürbar größer", teilte die Organisation kürzlich mit. Die Warteliste habe sich seit 2014 verdoppelt.

Laut der Monatsstatistik von Jänner bis Mai 2017 gab es eine Steigerung von 53 Prozent bei der Anzahl aller geleisteten therapeutischen Betreuungsstunden gegenüber dem Vergleichszeitraum 2016 (2016: 2.856; 2017: 4.348,5 Betreuungsstunden). "Aber auch die Anzahl der Neuanmeldungen von traumatisierten Menschen bei Hemayat sind mit 381 Neuanmeldungen von Jänner bis Mai dieses Jahres im Vergleich zum Vergleichszeitraum der Vorjahre (2016: 257; 2015: 165) beträchtlich gestiegen", hieß es weiter.

Und obwohl die Organisation Hemayat dank staatlicher und privater finanzieller Unterstützung ihre Kapazitäten und ihr Angebot seit Herbst 2016 drastisch ausbauen habe können, stünden derzeit mehr als 400 Menschen auf der Warteliste. Darunter befinden sich 55 Minderjährige. Im Jahr 2014 seien insgesamt rund 200 Menschen auf der Warteliste gewesen.

Krieg und Folter überlebt

Im Jahr 2016 waren es insgesamt 1.044 Überlebende von Krieg und Folter aus 53 Ländern (darunter 219 Minderjährige), die psychotherapeutische, psychologische und medizinische Betreuung und Behandlung erhielten. Die Herkunftsländerverteilung der Klienten verschob sich gegenüber den Vorjahren deutlich in Richtung von Menschen aus Afghanistan und Syrien.

Bei der Organisation arbeitet ein speziell ausgebildetes Team von vier Ärzten, drei Psychologen, 37 Psychotherapeuten (darunter fünf Kindertherapeuten), drei Kunst- und eine Shiatsu-Therapeutin, eine Sozialarbeiterin und 31 Dolmetscher. Ziel der psychotherapeutischen Behandlung ist es immer, die Gesundheit, Arbeitsfähigkeit und soziale Kompetenz der Hilfesuchenden wiederherzustellen. "Das ist auch eine grundlegende Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration in Österreich", schrieb Hemayat. (APA, 28.6.2017)