Stimmungsvoller Blick auf Göbekli Tepe.

Foto: DAI
Eine Reihe von anthropomorphen Darstellungen hat die Ausgrabungsstätte in der Türkei bekannt gemacht.
Foto: Dieter Johannes und Klaus Schmidt, Göbekli Tepe Archive, DAI

Berlin – In verschiedenen Regionen der Welt hat man bereits Anzeichen für sogenannte Schädelkulte gefunden: Also menschliche Gemeinschaften, die Totenschädel in der einen oder anderen Form bearbeiteten oder verzierten, weil ihnen offenbar eine symbolische Bedeutung zugewiesen wurde.

Worum es dabei im Einzelnen ging, lässt sich im Nachhinein oft nicht rekonstruieren. Es könnten die Schädel von Vorfahren oder Angehörigen sein, die man verehrte. Es könnten aber auch die Überreste ehemaliger Feinde sein, deren Tötung man stolz zur Schau stellen wollte.

Neue Entdeckungen

Ein Forscherteam um Julia Gresky vom Deutschen Archäologischen Institut (DAI) meldet nun entsprechende Funde von einer Ausgrabungsstätte, an der man bisher noch keine Hinweise für einen Schädelkult entdeckt hatte. Göbekli Tepe ist eine Fundstätte aus dem Neolithikum im Südosten der Türkei und umfasst einen Hügel, der durch das Übereinanderliegen mehrerer Besiedlungssschichten entstanden ist. Die älteste reicht etwa 12.000 Jahre, also sogar noch vor die Jungsteinzeit zurück.

Dort fanden die deutschen Archäologen drei neolithische Schädelfragmente mit tiefen Einkerbungen entlang der Sagittalebene, die Kopf und Körper in eine linke und rechte Hälfte teilen würde. Ein Schädel wies außerdem ein Bohrloch sowie Spuren von rotem Ocker auf.

Die Schädelfragmente weisen verschiedene Bearbeitungsspuren auf.
Foto: Julia Gresky, DAI

Per Mikroskop konnten die Forscher nachweisen, dass die Einkerbungen nicht dadurch zustande gekommen sind, dass Tiere die Schädelknochen abgenagt haben. Hier kamen laut Greskys Team eindeutig Steinwerkzeuge zum Einsatz. Auch ein simples Skalpieren schließen die Forscher aus. Die Funde sind den Forschern zufolge die ersten Hinweise darauf, wie der Umgang mit Toten in Göbekli Tepe gepflegt wurde. (red, 2. 7. 2017)