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Weibliche Bonobos haben allem Anschein nach stärkere Präferenzen für besonders attraktive Männchen (siehe Foto) als "normale" Schimpansinnen.

Reuters

Leipzig/Wien – Bonobos gelten als die Hippies unter den Primaten, freie Liebe scheint innerhalb ihrer Gruppen der Normalfall zu sein: Bei dieser Schimpansenart, die etwas zierlicher, aber nicht kleiner ist als der Gemeine Schimpanse, treiben es fast alle mit fast allen auf verschiedenste Weise. Sex wird zudem ganz bewusst eingesetzt, um Konflikte zu entschärfen: Friede durch Erotik.

Im Unterschied dazu sind die Gemeinen Schimpansen, von denen sich die Bonobos vor 0,8 bis 1,8 Millionen Jahren trennten, zum einen deutlich aggressiver. Zum anderen werden die Gruppen der "normalen" Schimpansen sehr viel stärker von dominanten Männchen beherrscht.

"Brad Pitt" der Bonobos

Ein internationales Primatologenteam um Martin Surbeck (Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie) machte nun am Beispiel einer in freier Wildbahn im Kongo lebenden Bonobogruppe freilich eine erstaunliche Entdeckung, die das Sexualleben der Bonobos ein wenig entzaubert: Von den 24 Jungtieren, die zwischen 2002 und 2013 gezeugt wurden, stammten mehr als 60 Prozent von einem einzigen Männchen, konkret: vom Alphatier Camillo, den Surbeck als den "Brad Pitt" der Bonobogruppe bezeichnet.

Das ist umso erstaunlicher, weil unter den hierarchischer organisierten Gemeinen Schimpansen solche reproduktiven Quasimonopolstellungen unüblich und Vaterschaften unter den Männchen sehr viel "demokratischer" verteilt sind.

Zwei Hypothesen

Die Forscher haben im Fachblatt "Current Biology" zwei mögliche Erklärungen für die überraschende Entdeckung: Es könnte zum einen daran liegen, dass die Bonoboweibchen "emanzipierter" sind und sich ihre Sexpartner aussuchen können. Zum anderen sind die Bonobogruppen größer, was unbeobachtete Seitensprünge seltener macht. (tasch, 10.7.2017)