London/Wien – Zurzeit herrscht in der Antarktis zwar Winter, und dichte Wolken machen die Satellitenbeobachtung auch nicht gerade einfacher. Dennoch verfolgen Glaziologen rund um den Globus gebannt, welche Bilder von dem vor einer Woche abgebrochenen Rieseneisberg einlangen.

Bis jetzt liefert A-68, der mit knapp 6000 Quadratkilometern einer der größten Eisberge der letzten Jahre ist, wenig Überraschungen: Er hat sich wegen der Erdrotation noch nicht weit vom Larsen-C-Schelfeis entfernt. Thomas Rackow und seine Kollegen vom deutschen Alfred-Wegener-Institut vermuten, dass A-68 in diesem Jahr langsam in Richtung Südgeorgien driften wird, einer südatlantischen Inselgruppe etwa 1400 km östlich der Ostküste Südamerikas bzw. der vorgelagerten Falklandinseln.

Die "Autobahnen" der antarktischen Eisberge. Klasse 1 bis 3 sind kleinere Eisberge, die nach wenigen Jahren geschmolzen sind, bei noch größeren (Klasse 4 bis 5) kann das länger dauern.
Illustration: Thomas Rackow

Auf der neuesten Aufnahme vom Satelliten Deimos-1 zeigt sich zudem, dass ein relativ großes Stück vom ursprünglich meerseitigen Eis, das nur ein paar Meter dick ist, abgebrochen ist. (Der restliche Eisberg ist rund 200 Meter dick.)

Der im Weddell-Meer driftende Rieseneisberg mit dem abgebrochenen Stück dünnem Eis (im weißen Kästchen).
Foto: Deimos Imaging:

Auch zur Frage, ob A-68 etwas mit dem Klimawandel zu tun haben könnte, gibt es neue, indirekte Hinweise: Forscher um Paul Spence (University of New South Wales) berichten im Fachblatt "Nature Climate Change", dass das Meerwasser der Westantarktis, von deren Halbinsel A-68 abbrach, sich aufgrund von anhaltenden Winden in der Ostantarktis besonders stark erwärmt hat. (tasch, 19.7.2017)