Wien – Eine kompakte Thrillerserie im Stil von Bloodline liefert Netflix mit Jason Bateman (Kill the Boss, Arrested Development) und Laura Linney (The Savages, The Big C) ab. Als Finanzberater, der sich auf die falschen Freunde einlässt, sitzt Bateman relativ bald in der sprichwörtlichen Rue de la Gack. Um den eigenen Hals vor schlechtgelaunten mexikanischen Drogenbossen zu retten, bietet sich der gewiefte Finanzer Marty Byrde an, am Ozark Lake in Missouri Geldwäsche in großem Stil zu betreiben.

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Gattin Wendy (Linney) weiß Bescheid, zuerst muss man allerdings den Umzug den eigenen Kids verkaufen. Mit rhetorischem Geschick schafft Marty letztlich beides. Showrunner Bill Dubuque hat ein aufreibendes Stück Thrillerdrama geschaffen, dem zu Beginn vielleicht ein wenig die Seele fehlt, aber nicht aufgeben – es wird! Es bleibt dunkel, aber der Zunder steigt.

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Das Thema "In einem Kaff untertauchen und dort neu anfangen" ist ein altes. Bei Tony Curtis und Jack Lemmon knatterten einst in Some Like It Hot die Maschinenpistolen in Richtung Bassgeigenkasten, und Marilyn Monroe spielte Ukulele. 2012 erfuhr Steven Van Zandt in der HBO-Serie Lilyhammer die Tücken des Zeugenschutzes. Ozark ist düsterer, die Sonne geht hier praktisch nie auf, nicht über Chicago,wo die Serie beginnt, nicht über dem Ozark-See im Grenzgebiet zwischen Arkansas, Missouri und Oklahoma.

Finster und schräg

"Die Dämmerung versetzt die Wahnsinnigen in Erregung", sagte Charles Baudelaire. Letztere steigt bereits in der zweiten Folge, wenn Marty und Wendy in der neuen Umgebung ziemlich zügig durchmarschieren. Ozark punktet mit schrägen Wendungen und pfeilspitzenscharfen Dialogen. Von den Abgründen von Breaking Bad und der psychologischen Tiefe von Bloodline ist man meilenweit entfernt. Aber nicht immer braucht es den Vergleich, um standzuhalten. (Doris Priesching, 22.7.2017)