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SPÖ-Chef Christian Kern liegt derzeit deutlich hinter ÖVP-Chef Sebastian Kurz.

Foto: reuters

Linz – Wenn man den Bundeskanzler direkt wählen könnte, dann würde gut ein Drittel der Wahlberechtigten Sebastian Kurz die Stimme geben: Mit 34 Prozent bleibt der ÖVP-Chef vorne – und zwar deutlicher als noch im Juni. Damals waren 34 Prozent für Kurz und 32 Prozent für Amtsinhaber Christian Kern. Der Bundeskanzler ist aber inzwischen auf 29 Prozent zurückgefallen.

Ähnlich sieht es bei der (hochgerechneten) Sonntagsfrage aus. Hier kann die ÖVP in der aktuellen Market-Umfrage 33 Prozent verbuchen, die SPÖ liegt mit 25 Prozent noch einen Prozentpunkt schlechter als im Juni.

Freiheitliche nur knapp hinter Sozialdemokraten

Die Freiheitlichen liegen knapp danach mit 24 Prozent (gleich wie im Juni) an der dritten Stelle – und würden ebenso wie die ÖVP gegenüber ihrem letzten Wahlergebnis von 2013 deutlich zulegen, während die SPÖ mit einem leichten Verlust von knapp zwei Prozentpunkten rechnen müsste.

Im Auftrag des STANDARD fragte das Linzer Institut auch: "Was glauben Sie persönlich – wer wird die Nationalratswahl gewinnen?"

  • Daraufhin nannten 59 Prozent der Männer und 50 Prozent der Frauen "die ÖVP mit Sebastian Kurz" – im Schnitt 54 Prozent. Besonders wichtig für den weiteren Verlauf des Wahlkampfs ist die Motivationslage der jeweiligen Parteianhänger: 86 Prozent derjenigen, die sich als Anhänger der ÖVP bekennen, gehen von deren Wahlsieg aus.
  • "Die SPÖ mit Christian Kern" nannten dagegen nur 15 Prozent (17 Prozent der männlichen, 14 Prozent der weiblichen Befragten). Und auch die Motivation der SPÖ-Wählerschaft ist momentan noch gering: Nur knapp jeder zweite Unterstützer der Sozialdemokratie glaubt auch an deren Wahlsieg. 36 Prozent der erklärten SPÖ-Wählerinnen und Wähler glauben an einen ÖVP-Wahlsieg.
  • Und die Freiheitlichen? Zehn Prozent der Befragten erklären, sie glaubten, dass "die FPÖ mit Heinz-Christian Strache" die Wahl gewinnen wird. Es sind vor allem sehr junge Befragte und Menschen mit einfacher Bildung, die an einen freiheitlichen Wahlsieg glauben. In der Kanzlerfrage sieht man auch deutlich, dass es die von der FPÖ angestrebte Duellsituation nicht gibt: Nur 17 Prozent wünschen sich Strache als Bundeskanzler.

Wahl noch nicht entschieden

Man könnte also vermuten, die Wahl wäre bereits entschieden. Ist sie aber nicht, betont Market-Studienleiter David Pfarrhofer: "Es sind noch zweieinhalb Monate bis hin zur Wahl – da kann sich viel tun, wie man etwa in Deutschland gesehen hat, wo erst der SPD-Kandidat Martin Schulz zum Star gemacht wurde. Danach wurde er zum Verlierer gestempelt – auch das vielleicht vorschnell, auch dort ist es noch lange bis hin zur Wahl." Auch die von Market befragten 800 Wahlberechtigten halten die Wahl mehrheitlich nicht für entschieden, obwohl sie gefühlsmäßig mit einem Wahlsieg der ÖVP rechnen.

DER STANDARD ließ fragen: "In etwas mehr als zwei Monaten, konkret am 15. Oktober, findet die nächste Nationalratswahl statt. Was meinen Sie, ist heute schon klar, wer die Nationalratswahl gewinnt oder ist das noch nicht klar?" Darauf sagten nur 19 Prozent, die Wahl sei schon entschieden – 75 Prozent sehen das als nicht so klar an. Zum Vergleich: Das Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen zeigt für die deutsche Bundestagswahl, dass auch dort 55 Prozent den Ausgang der Wahl im Dezember für offen halten, während ihn 43 Prozent als schon entschieden sehen.

Zudem kommt es auf die kleineren Parteien an, wie sich der Nationalrat in der 26. Gesetzgebungsperiode zusammensetzen wird und welche Koalitionen möglich werden.

Grüne und Pilz beide schwach

Die Hochrechnung von Market sieht die Grünen mit weitem Abstand als viertstärkste Kraft: Mit sieben Prozent liegen sie derzeit unter dem Umfrageergebnis vom Juni (neun Prozent) – und gemeinsam mit ihrem Abspalter Peter Pilz (in der Hochrechnung bei vier Prozent) liegen sie unter dem Wert vom Herbst 2013 (12,4 Prozent).

Die Neos können mit fünf Prozent rechnen, sie sind ziemlich sicher im nächsten Parlament – andere Parteien (zwei Prozent) nicht. (Conrad Seidl, 4.8.2017)