ÖVP-Chef Sebastian Kurz stellte mit dem Mathematiker Rudolf Taschner seinen nächsten Mitstreiter auf der Bundesliste vor.

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Wien – ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat am Dienstagvormittag Rudolf Taschner, Mathematiker und Autor, als nächsten Kandidaten für die Nationalratswahl vorgestellt.

Taschner wird laut Kurz auf dem siebenten Platz der Bundesliste kandidieren. Nach seinem Einzug in den Nationalrat werde er im Klub als Bildungs- beziehungsweise Wissenschaftssprecher, "aber auch weit darüber hinaus" tätig sein, so Kurz: Taschner habe auch die Aufgabe, vor allem jungen Menschen "Lust auf Mathematik und Technik zu machen".

Ob Taschner im Fall einer ÖVP-Regierungsbeteiligung als Wissenschaftsminister vorgesehen ist, will Kurz nicht beantworten.

"Differenziertes Schulsystem hat sich bewährt"

Taschner streicht seine Erfahrung als Lehrer hervor. Er habe Mathematik unterrichtet, "ich kenne das Schulsystem und weiß, was es bedeutet, Lehrer sein zu können". Er wolle die Lehrerausbildung stärken und den Lehrern mehr Freiheiten gewähren, sagt er. Zum Konzept der Gesamtschule will er sich nicht äußern, betont jedoch, dass die derzeitige Struktur ihre Stärken habe: "Das differenzierte System hat sich bewährt." Sein Ziel sei es, dass alle 14-Jährigen Lesen, Schreiben und Rechnen beherrschen.

"Anruf vom Herrn Bundesminister"

Taschner sagt, er habe es als "große Überraschung" erlebt, als er vor kurzem einen "Anruf vom Herrn Bundesminister" erhielt. "Vielleicht hat er irgendeinen Artikel gelesen, den ich in einem Wahn geschrieben habe", so Taschner. "Er hat gesagt: wann, wenn nicht jetzt?" Und er, Taschner, hätte es wohl bereut, hätte er nicht zugesagt. Ob er das Angebot einer Kandidatur auch angenommen hätte, wenn es etwa von SPÖ-Chef Christian Kern gekommen wäre? Taschner präzisiert: "Es war überraschend, aber auch eine große Ehre. Und ich glaube, es war richtig, dass ich bei ihm zugesagt habe."

Auf die Frage, wie er heute zu einem vor fünf Jahren erschienenen Gastkommentar stehe, in dem er sich positiv zu Ohrfeigen als Erziehungsmittel geäußert hatte, sagt er: "Das ist selbstverständlich unmöglich. Das schreibe ich heute nicht mehr. Ich bin kein Journalist, ich bin jetzt auf der anderen Seite."

Reaktionen

Aus den anderen Parteien gab es gemischte Reaktionen auf die Kandidatur Rudolf Taschners. SPÖ-Chef Christian Kern sagte am Dienstag, er schätze diesen sehr, gleichzeitig betonte er, es sei bekannt, dass Taschner zu den Neokonservativen des Landes zähle – und damit passe er gut zur Liste von ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Grünen-Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek bezeichnete Taschner in einer Aussendung als "Klimawandel-Leugner". Dieser habe die globale Erwärmung als "Scheinproblem" verleugnet. Ihn als ÖVP-Wissenschaftssprecher zu nominieren, sei daher eine Verhöhnung der Opfer des Klimawandels, kritisierte Lunacek. (Maria Sterkl, 8.8.2017)