Eltern sollten den Schulweg mit ihren Kindern mehrmals üben.

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Wien – Vor dem Beginn des neuen Schuljahrs sollten sich Eltern mit dem zukünftigen Schulweg der Kinder beschäftigen. Das rät die Verkehrspsychologin Marion Seidenberger vom ÖAMTC. Denn im Jahr 2016 ereigneten sich 538 Unfälle mit Kindern zwischen sechs und 15 Jahren auf dem Schulweg. Die sechs- und siebenjährigen Erstklässler sind dabei besonders gefährdet: Damit auch sie den Schulweg sicher meistern können, sind alle Verkehrsteilnehmer gefordert.

Keine Angst machen

Am besten beginnen die Eltern zwei bis drei Wochen vor Schulbeginn, mit dem Nachwuchs den Schulweg zu üben. Zunächst sollten sie dem Kind sachlich und kurz erklären, worauf es auf dem Schulweg achten soll und welche Probleme auftreten könnten. In einem nächsten Schritt sollten die Eltern den Weg mit den Kindern gemeinsam abgehen. Um dabei gefährliche Stellen zu erkennen, sollten sich die Eltern durch Bücken oder Hinhocken immer wieder auf Augenhöhe der Kinder begeben. Damit können sie die Perspektive des Kindes einnehmen und erkennen, wo diesen der nötige Überblick fehlt oder durch Baustellen, Büsche und Ähnliches eingeschränkt ist.

Auch wenn es wichtig sei, auf potenzielle Gefahren aufmerksam zu machen, warnt die Verkehrspsychologin vor Panikmache. "Man sollte unbedingt vermeiden, durch Übertreibungen beim Kind Angst auszulösen." Besser sei es, die Kinder beim gemeinsamen Gehen des Schulwegs für richtiges Verhalten zu loben und so zu motivieren. Es sei wichtig, den Schulweg nicht unter "Idealbedingungen" wie einem ruhigen Wochenende zu üben, sondern auf möglichst realistische Bedingungen zu achten.

Üben, üben, üben

Es empfiehlt sich zudem, das Geübte mehrmals zu wiederholen. Nach einiger Zeit sollte man überprüfen, ob der Schulweg noch "sitzt" oder ob es wegen Veränderungen auf dem Weg, beispielsweise Baustellen, nötig ist, diesen zu ändern. Seidenberger weist außerdem darauf hin, dass der kürzeste Schulweg nicht immer der sicherste ist. Es sollten Umwege in Kauf genommen werden, wenn zum Beispiel mehr Zebrastreifen und Ampeln eine andere Route sicherer machen.

Sind die Jüngsten auf dem Schulweg auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, soll Seidenberger zufolge "das richtige Verhalten an Haltestellen, das Zu- und Aussteigen sowie die Querung der Fahrbahn gemeinsam geübt werden". Doch selbst wenn alles geübt ist, kann es zu unvorhergesehenen Situationen kommen. Für solche Fälle kann man Kinder im Vorfeld mit Wenn-dann-Szenarien vorbereiten. Man kann sie beispielsweise fragen, was sie tun würden, wenn plötzlich ein Müllauto auf dem Zebrastreifen hält. Das Kind muss sich dadurch in die entsprechende Situation versetzen und Lösungen suchen. Die Eltern sollten diese, wenn nötig, korrigieren und eventuell eigene Vorschläge einbringen.

Ablenkungen vermeiden und rechtzeitig aufstehen

Wenn Kinder auf dem Schulweg telefonieren oder spielen, kann das dazu führen, dass sie Gefahren nicht bemerken. Das sollten Eltern im Vorfeld besprechen und selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Auch durch die Anwesenheit von Freunden kann sich das erlernte Sicherheitsverhalten der Kinder verändern. Sie orientieren sich verstärkt an der Gruppe und blenden die umliegende Verkehrswelt leichter aus. Wenn sie also zukünftig den Schulweg in der Gruppe zurücklegen, dann "sollte das genauso geübt werden".

Wenn das Kind in der Früh nur langsam wach wird, sollten die Eltern darauf achten, dass es früh genug geweckt wird. Dadurch haben die Kinder ausreichend Zeit, bis zum Schulweg die volle Reaktionsfähigkeit zu erlangen. Wenn es besonders früh ist, kann es auch sein, dass es draußen noch finster ist. In diesem Fall, wie auch bei Regen, Nebel oder Dämmerung, sollte man sicherstellen, dass Kinder im Straßenverkehr trotzdem gut sichtbar sind. Die Expertin rät zu heller Kleidung und Reflektoren, am besten an Armen und Beinen sowie an der Schultasche. Das erhöhe die Sicherheit der Kinder enorm. (red, 28.8.2017)