Mit den realen Verhältnissen hält die Software in deutschen Standesämtern noch bis Herbst 2018 nicht mit.

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Hinweis, 7.9.: Die Entwickler der Software haben die Probleme mittlerweile dementiert. Den Text zur Klarstellung lesen Sie unter diesem Link.

Ende Juni hat der deutsche Bundestag mit deutlicher Mehrheit und inklusive einiger Stimmen aus der CDU/CSU-Fraktion die Einführung der "Ehe für alle" beschlossen. Gleichgeschlechtliche Paare dürfen ab 1. Oktober damit jenen Bund eingehen, der bislang heterosexuellen Paaren vorbehalten blieb, was eine deutliche Aufwertung zur bisherigen "Lebenspartnerschaft" darstellt.

Die Gleichstellung sorgt allerdings für technische Probleme. Die von Standesämtern eingesetzte Verwaltungssoftware ist für die Erweiterung der Ehe noch nicht gerüstet, schreibt die Berliner Morgenpost.

Programm kennt nur heterosexuelle Partner

Das Problem: Das bundesweit im Einsatz befindliche Programm ist nicht in der Lage, zwei Partner gleichen Geschlechts zu registrieren. Die Standesbeamten müssen also zu einer Notlösung greifen und einen Ehepartner als Mann und einen als Frau in die Datenbank aufnehmen. Das gilt auch für Umwandlungen bestehender Lebenspartnerschaften, die ab Oktober ebenfalls möglich sind. "Zum Glück hat das im Alltag kaum Konsequenzen", wird dazu Jörg Steinert vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg zitiert.

Das Software-Problem mag simpel anmuten, dürfte aber tatsächlich komplexerer Natur sein. Denn die Behebung wird noch eine gute Weile auf sich warten lassen. Angekündigt wurde sie für Herbst 2018.

Öffnungs-Antrag in Österreich gescheitert

Der Andrang zu Eheschließungen und Umwandlungen von Partnerschaften ist unterschiedlich groß. Anmeldungen sind in vielen Bezirken bereits möglich. Im Berliner "Szenebezirk" Tempelhof-Schönberg wurden laut Heise bereits über 40 Termine für eine Umwandlung von Lebenspartnerschaften beantragt.

In Österreich müssen Lesben und Schwule nach wie vor auf eine Gleichstellung warten. Hierzulande kann eine "eingetragene Partnerschaft" eingegangen werden, die jedoch weniger Rechte mitbringt als eine Ehe. Am 29. Juni wurde zuletzt im österreichischen Nationalrat über einen Fristsetzungsantrag zur Öffnung der Ehe abgestimmt. Dieser scheiterte allerdings an den Stimmen von Team Stronach, FPÖ und der ÖVP. (gpi, 28.08.2017)