Wir haben gemeinsam mit Ihnen die letzte Folge der siebten Staffel geschaut. Wer das nachlesen mag, bitte hier entlang. Im folgenden Text steht was so insgesamt in der siebten Staffel und auch in der letzten Folge "The Dragon and the Wolf" los war. Und hier der große SPOILERALARM: Wer nichts über den Inhalt der siebenten Staffel wissen will, hört jetzt besser zu lesen auf.

Cersei schaut finster. Und ihre Absichten bleiben auch eher finster.
Foto: sky/hbo

Michaela Kampl: Platter Plot, fade Gschicht

Da spuckt der Drache nun Eis statt Feuer und säbelt ganz einfach die Große Mauer nieder, die Westeros vor den Eiszombies mit den blauen Augen schützen soll. Die Armee, die alle Lebenden vernichten will, marschiert nun also Richtung Süden. Und was machen die Lebenden? Die haben Sex, töten Verräter, erklären nochmal das Offensichtliche oder – wie Cersei – pfeifen irgendwie auf alles und bleiben am Egotrip.

Es war alles in allem eine Aneinanderreihungen von Enttäuschungen, diese siebte Staffel von "Game of Thrones". Keine einzige Überraschung hielten die Serienautoren bereit. Keine leise angedeuteten Geschichten mehr, keine spannenden Dialoge – mehr als nur einmal ist einfach das Naheliegendste passiert. Jon – nein, Aegon geht einfach noch nicht – und Daenerys bilden eine Machtallianz aus Ice and Fire und verlieben sich auch noch. Eine Liebesgeschichte, die allerdings so plump erzählt wurde, wie sonst bei Rosamunde Pilcher. Nur waren hier nicht die britischen Steilküsten der landschaftliche Hintergrund, sondern die Felsklüften von Dragonstone. Warum sich die zwei mögen? Weil's für die Handlung weiterhilft.

Jon schaut auch ganz finster. Vermutlich zu Recht – weil die Untoten sind am Weg und vom Rest weiß er noch nichts.
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Während Jon und Dany also die losen Fäden einer Familiengeschichte wieder verknüpfen, lösen sich jene der Lannisters in Kings Landing mehr und mehr auf. Jamie reitet am Ende der Staffel allein Richtung Norden während die schwangere Cersei glaubt, schlauer als alle anderen zu sein und sich nicht an der Allianz gegen die Zombiearmee der White Walkers beteiligen zu müssen. Jamie versteht sie nicht mehr. Ob er sie noch liebt ist nicht ganz klar.

Im Norden plotten die Stark Geschwister gegen den hinterlistigen Einflüsterer Littlefinger. Der einzige Handlungsstrang der siebenten Staffel, der zumindest versuchte an Erzählweisen voriger Staffeln anzuschließen. Es wurden für uns Zuschauer falsche Fährten gelegt, die am Schluss in einer Überraschung enden.

Es ist natürlich immer noch "Game of Thrones" – also so richtig schlecht ist die Serie natürlich nicht. Die Spezialeffekte setzen neue Standards, die Schlachtszenen sind nirgendwo besser inszeniert, aber die Geschichte leidet. Es ist plumper geworden, platter, offensichtlicher und einfacher. Ich will jetzt einfach nur mehr wissen, wie's ausgeht. Der Weg dorthin wird vermutlich aber wenig spannend sein.

Anya Antonius: Vom Hudeln kommen die Kinder

Winter, inklusive Schnee im Süden und Eisdrachen im Norden ist nun wirklich, wirklich da. Dass die Geschichte langsam dem Ende zugeht, war in dieser Staffel mehr als nur leicht spürbar. Was früher eine ganze Staffel gedauert hätte, wurde nun teilweise in weniger als einer Folge abgehandelt. Reisen über den Kontinent vergingen im Nu, Raben und Drachen flogen mit Lichtgeschwindigkeit an ihre Ziele. Dann wiederum – es ist eine Fantasyserie mit feuer- und eisspeienden Drachen. Kreative Freiheiten werden also vorausgesetzt.

Dennoch sind Buch- und Serienfans gleichermaßen besorgt: könnte es sein, dass ein sorgfältiger Handlungsaufbau über mehrere Staffeln, kreative Interpretationen und Fantheorien zu sämtlichen Dialogen, Prophezeihungen und Visionen am Ende einfach beiseite gewischt werden, um die Armee der Toten zu vernichten? Und mit nur noch sechs Folgen bleibt zumindest die berechtigte Sorge, dass die Serie den noch offenen Problemherden und losen Handlungssträngen nicht mehr gerecht werden kann. Eiszombies, Drachenshowdown, Cleganebowl, Schwangerschaften und ein neues Inzestliebespaar, ganz zu schweigen von der anscheinend nahenden Golden Company, und der Frage, wer es denn, angesichts von Jon-Aegons realen Ansprüchen, nun auf den Eisernen Thron schafft – das ist noch einiges an Handlung, das in die paar verbleibenden Folgen gequetscht werden muss.

Hat sich in dieser Staffel gut geschlagen: Sansa.
Foto: sky/hbo

Diese Staffel hatte zwar wie immer großartige Momente: die Vernichtung der Freys, Daenerys brutaler Kriegszug mit Drachen, Olenna Tyrell, die sich wie ein Boss verabschiedet, Euron, der Rockstar unter den Psychopathen und das doppelte Spiel der Stark-Schwestern. Und doch, insgesamt wirkte diese Staffel leicht gehudelt und auf Fanservice bedacht. Zum ersten Mal seit sechs Staffeln muss man am Ende keinen seiner persönlichen Favoriten betrauern – und irgendwie vermisst man es fast. Wenn ohnehin jeder sicher ist, so wie vermutlich auch Tormund am Anfang der nächsten Staffel wohlbehalten unter mehreren Tonnen Eis hervorkriechen wird, wie wird dann die Spannung gehalten? So absurd das klingt – ein Heer an Zombies reicht dafür nicht. Dafür war die Serie bisher zu raffiniert aufgebaut.

Man darf dennoch sehr auf die letzte Staffel gespannt sein. Konfliktpotential gäbe es auf jeden Fall genug – die Frage ist nur, ob die Zeit noch reicht.

Und hier noch ein paar Fragen zur Diskussion:

  • Wird Tyrion Daenerys für seine nun schwangere Schwester verraten?
  • Wird auch Daenerys nun schwanger? Und wird Ser Jorah nun für immer in der Friend Zone bleiben?
  • Welche Auswirkungen wird die Beteiligung der Golden Company haben?
  • Und wie wird sich die Information über Jons Regierungsansprüche auf die Handlung auswirken?