Einen öffentlichen Spielplatz, der barrierefrei für alle Kinder ist, gibt es seit vergangenem Jahr im italienischen Rimini, gut gelegen im prominenten Federico-Fellini-Park. Auf den ersten Blick fällt auf, dass bei der Planung und Gestaltung des Spielplatzes zentrale Elemente für Barrierefreiheit berücksichtigt wurden: Die Bodenbeschaffenheit erlaubt einerseits Kindern im Rollstuhl eine Befahrung aller Bereiche, andererseits erleichtert sie blinden oder sehbehinderten Kindern die Orientierung. Kinder im Rollstuhl können alle Spielangebote selbständig nutzen: Sei es die über eine großzügige Rampe erreichbare Rutsche, die unterfahrbare Wasserstelle, die Schaukel oder das befahrbare Boot.

Nirgends sind sie darauf angewiesen, von Erwachsenen über Stufen oder Leitern getragen werden zu müssen. Benötigen sie dennoch Unterstützung, dann ist für ihre Begleitpersonen überall genügend Platz. So können auch Buben und Mädchen mit schweren Behinderungen mittendrin dabei sein und eine Fülle von Aktivitäten erleben. Sehbehinderte oder blinde Kinder finden nicht nur einen tastbaren Übersichtsplan, sondern immer wieder taktile Elemente und kräftige Farben zur guten und selbständigen Orientierung. Auf alle Kinder – mit oder ohne Behinderungen – wirkt dieser Spielplatz anregend und einladend.

Der Boden ist gut befahrbar und erleichtert durch Farbe und Struktur die Orientierung.
Foto: Petra Flieger
Die Wasserstelle ist für Rollstuhlfahrer unterfahr- und daher leicht benutzbar.
Foto: Petra Flieger
Blinde Kinder orientieren sich am tastbaren Übersichtsplan des Spielplatzes.
Foto: Petra Flieger

So geht Inklusion

An diesem Beispiel lässt sich das Grundprinzip der Inklusion wirklich gut erklären: Die Umwelt soll so gestaltet sein, dass alle sich aktiv beteiligen und teilhaben können. Ohne Benachteiligung und ohne reduziertes Angebot, dort, wo alle anderen auch sind, nicht in isolierenden Sonderräumen. Im konkreten Fall heißt das: Kinder mit Beeinträchtigungen werden auf einem öffentlichen Spielplatz nicht durch Barrieren behindert, sondern haben selbstverständlich Zugang und können aus einer Fülle von Spiel-, Bewegungs- und Begegnungsangeboten wählen. Begegnung zwischen behinderten und nichtbehinderten Kindern ergeben sich dann ohne großes Zutun und werden selbstverständlich.

Und in Österreich?

Bei der letzten Staatenprüfung Österreichs in Bezug auf die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention wurde abschließend festgehalten, "dass Kinder mit Behinderungen nach wie vor von der Teilnahme an verschiedenen Aspekten des öffentlichen Lebens im Vertragsstaat infolge der begrenzten Barrierefreiheit ihrer physischen Umwelt sowie des Mangels an (…) Informationen ausgeschlossen sind." Barrierefrei gestaltete öffentliche Spielplätze so wie der oben beschriebene sind dementsprechend in Österreich nur schwer, wenn überhaupt zu finden. Möglicherweis liegt dies auch daran, dass die öffentliche Debatte über Inklusion auf Schule beschränkt ist und den Blick auf das Ganze verstellt – oder behindert, sozusagen. (Petra Flieger, 18.9.2017)

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