Von "Guten Morgen" bis "Daheim in Österreich": Eva Pölzl und das mobile Studio.

Foto: ORF/Roman Zach-Kiesling

Wien – Emotional verteidigte Sendungschef Roland Brunhofer am Dienstag die von ihm konzipierte Vorabendsendung "Daheim in Österreich". Publikumsräte sprachen von "dramatisch" zurückgegangenen Quoten gegenüber dem Vorgänger "Heute Leben", einer Formatentwicklung auf Sendung und eine "chaotische Mischung".

"Daheim in Österreich" habe "eine Baustellle aufgerissen, die vorher keine war", sagte etwa Andreas Kratschmar (für die ÖVP-Akademie im Publikumsrat). Er vermutet in "Daheim in Österreich" eine "TV-Restebörse" von Beiträgen.

Kraut und Rüben

Roland Brunhofer, der "Daheim" entwickelt hat, hatte da den Publikumsräten schon erklärt, dass er für "Heute Leben" vorproduzierte Beiträge "nicht wegschmeissen" wollte, und dass nun erst von "Daheim" beauftragte Beiträge on air gingen. Deshalb habe die Sendung in den ersten Tagen "wie Kraut und Ruam" gewirkt, sagte Brunhofer. "Daheim in Österreich" läuft bereits seit 21. August mit sehr wechselnden Quoten und oft merklich rückläufigen Marktanteilen während der Sendung.

"Keine Wahnsinnigen"

Montag sei die "erste funktionierende" Ausgabe von "Daheim in Österreich" gelaufen, sagte Brunhofer – mit 300.000 Zuschauern und 24 Prozent Marktanteil. Brunhofer nach Kritik: "Gestern haben wir 300.000 gehabt, das waren auch keine Wahnsinnigen".

"Reden nicht von Quotenabsturz"

Er räumte ein, dass die Sendung "zwei, drei" Prozent unter ihrem Vorgängerformat liege. Die Entwicklung sei "keinesfalls in irgendeine Richtung Besorgnis erregend", findet Brunhofer: "Ja, es gab nach den ersten Wochen einen Rückgang von rund drei Prozentpunkten. Mehr ist es nicht. Wir reden hier nicht von einem Quotenabsturz."

Und, so Brunhofer: Bei "Guten Morgen Österreich", das er ebenfalls mit mobilem Studiotruck entwickelte, hätten Publikumsräte 2016 vor dem Start auch nicht an Erfolg geglaubt. Dort halte man inzwischen bei 31 Prozent Marktanteil.

Dutzende Programmideen

Brunhofer präsentierte, drei Wochen nach Sendestart, eine Fülle von organisatorischen Verbesserungs- und vor allem Programmideen von Kochen bis Mode, vom "Österreicher des Tages" bis "Pumperlgsund" und einer Altwaren-Schätz-Schiene, wie sie etwa auf Servus läuft. Es sei "alles auf Schiene, das funktioniert".

"Spiele auf Angriff"

Bei "Daheim" wolle er die Quoten des Vorabends nicht nur halten, sagt Brunhofer. "Mit der Zielvorgabe, vier Millionen zu sparen und die Quote zu halten, gebe ich mich nicht zufrieden." Nachsatz: "Ich liege vielleicht 0:1 hinten, aber ich spiele auf Angriff".

"Zwergerlfernsehen"

"Ich hoffe, dass wirklich noch vieles geändert wird, in der derzeitigen Form ist das völlig verfehlt", konstetierte Eva Blimlinger (Grüne Bildungswerkstatt). Ihr ist zudem "völlig unerklärlich, warum dieser Bereich unter Information firmiert." Sie hörte von 1000 Anrufen beim ORF-Kundendienst, "80 Prozent negativ". Auch ihr ist schleierhaft, "warum man die Sendung ausgetauscht hat". Regionalisierung sei nicht "Zwergerlfernsehen in jedem Bundesland".

"Einfach ins Feld marschiert"

"Sehen wir live, wie eine Sendung erst entwickelt wird", fragte Kratschmar. "Ist das vorher abgetestet worden, oder ist man einfach ins Feld marschiert?"

"Ich habe ein Konzept"

Brunhofer: "Ich habe ein Konzept, das können Sie mir glauben sie, auch wenn Sie es noch nicht sehen. Ich habe mein ganzes Leben ein Konzept gehabt". Als ihn der Generaldirektor vor sechs Jahren als Landesdirektor nach Salzburg "schickte", habe mancher gefragt: "Was will der depperte Betriebsrat (des Landesstudios Oberösterreich, Anm.), der kann doch kein Unternehmen führen." Heute sei das Landesstudio Salzburg wirtschaftlich eine Benchmark.

Skeptiker und Kritiker im ORF nennt er "Winderzeuger in den Gängen des Küniglbergs" – "Ich habe 110 Kilo, die blasen mich nicht um." (red, 21.9.2017)