Die Rumpelstilzchen-Zwergheuschrecke, der zirpende Riesenkugler und die amerikanische Esche sind vom Aussterben bedroht. Die Weltnaturschutzunion IUCN führt diese Spezies in ihrer aktualisierten Roten Liste in der Kategorie der bedrohtesten Arten. Für die Weihnachtsinsel-Zwergfledermaus (Pipistrellus murrayi) gibt es gar keine Hoffnung mehr – sie gilt nun als ausgestorben.

Pipistrellus murrayi gilt als ausgestorben.
Foto: IUCN/Lindy Lumsden

"Wir Menschen bringen die Arten mit unserem Verhalten so schnell an den Rand des Abgrunds, dass es für Umweltschützer fast unmöglich ist, den Niedergang in Echtzeit zu dokumentieren", sagte IUCN-Generaldirektorin Inger Andersen. "Es besteht weltweit dringend Handlungsbedarf für unseren Planeten, damit das Überleben der Arten und unsere eigene nachhaltige Zukunft gesichert werden."

Zerstörte Lebensräume

Auf Madagaskar sind sieben der nur dort vorkommenden 71 Heuschreckenarten vom Aussterben bedroht. Darunter ist die erwähnte Rumpelstilzchen-Zwergheuschrecke (Agkistropleuron simplex), von der zuletzt 1995 ein Exemplar gesichtet wurde. Auf der Insel vor Afrika stehen auch 27 der 145 Tausendfüßler kurz vor dem Aussterben, darunter der zirpende Riesenkugler (Sphaeromimus splendidus), der auf den ersten Blick eher wie eine Schnecke aussieht.

Für den zirpenden Riesenkugler (Sphaeromimus splendidus) auf Madagaskar wird es immer enger.
Foto: IUCN/Wesener/Schütte

Die Vernichtung von Lebensraum durch das Abholzen der Wälder bedrohe das Überleben dieser Arten, hieß es seitens der Weltnaturschutzunion. Der Riesenkugler könne etwa nur auf den sandigen Böden des Küstenregenwaldes überleben, dieses Habitat verschwinde aber zusehendes. Zu allem Überfluss sei dort nun auch ein Tagebaubergwerk geplant.

In der Roten Liste gibt es mehrere Kategorien zum Status von Arten. "Vom Aussterben bedroht" ist die höchste. Die Kategorien darunter heißen "stark gefährdet" und "verletzlich".

Gefährlicher Käfer

Milliarden von Eschen gibt es in den 48 US-Bundesstaaten ohne Hawaii und Alaska. Der Asiatische Eschenprachtkäfer (Agrilus planipennis) droht aber nun fünf der sechs verbreitetsten Arten zu vernichten, so die IUCN. 80 Prozent der Bäume seien in Gefahr, darunter Rot,- Weiß- und Schwarz-Eschen (Fraxinus pennsylvanica, F. americana, F. nigra).

Auch die Weiß-Esche (Fraxinus americana) ist bedroht.
Foto: IUCN/Morton Arboretum

Der Käfer ist Ende der 1990er-Jahre auf Schiffspaletten eingeschleppt worden und hat sich rasant ausgebreitet. Die Klimaerwärmung lässt ihn auch in einigen für ihn ursprünglich zu kalten Regionen überleben.

Spitze des Eisbergs

Die Weiß-Esche ist nach Angaben der IUCN der wertvollste Baum der amerikanischen Holzindustrie. Daraus werden beispielsweise Möbel und Baseballschläger gefertigt. Mit den Bäumen würde auch ein wichtiger Teil des Lebensraums von Vögeln, Eichhörnchen und Insekten verschwinden.

Experten haben für die Rote Liste fast 88.000 Arten unter die Lupe genommen – ein Bruchteil der geschätzten zehn Millionen Tier- und Pflanzenarten auf dem Planeten. Von den untersuchten Spezies sind nach Meinung der Experten gut 25.000 bedroht. Die Zahl in der höchsten Kategorie, "vom Aussterben bedroht", liegt demnach derzeit bei 5.403, die Zahl der ausgestorbenen Arten bei 859 Arten. (APA, red, 14.9.2017)