Die Pressekonferenz verzögerte sich um mehr als zwei Stunden. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, erklärte Windtner.

Foto: APA/EXPA/SEBASTIAN PUCHER

Die Wege von Windtner und Koller trennen sich: Es war einmal, und es war einmal schön. Da ist nichts zu erklären, und niemand hat Schuld.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Gmunden/Wien – Beim Hois'n Wirt in Gmunden hat es sich am Freitag abgespielt, das Präsidium des österreichischen Fußballbundes (ÖFB), bestehend aus 13 Männern und null Frauen, hat getagt. Es galt, die Teamchef-Frage zu klären. Nach dem fast fünfstündigen Beisammensein (geplant waren drei) trat ein leicht abgekämpft wirkender Verbandsboss Leo Windtner kurz vor 20.00 Uhr vor die Presse und sagte: "Nach einer sehr intensiven, emotionalen, aber doch nüchternen Sitzung wurde beschlossen, dass Marcel Koller seinen Vertrag bis zum 31. Dezember erfüllt. Darüber hinaus wird eine Verlängerung seitens des ÖFB nicht mehr angestrebt. Der Beschluss sei mehrheitlich gefallen.

Das heißt: Koller bleibt noch und geht dann. Er wird die WM-Qualifikationspartien am 6. Oktober in Wien gegen Serbien und drei Tage später in Moldau noch coachen. Das Freundschaftsspiel Mitte November ist ein Spezialfall, möglicherweise könnte dann schon der Nachfolger auf der Bank sitzen. Windtner: "Es kommt im Fußball oft vor, dass einer eine Mannschaft noch betreut, obwohl der Abgang fix ist." Koller habe die Botschaft am Telefon "emotionslos" aufgenommen – obwohl er sich vor ein paar Tagen zu einer nun unmöglichen Verlängerung nicht negativ geäußert habe.

Gründe für die Trennung

Ausschlaggebend für die Trennung waren die Ergebnisse der vergangenen zwei Jahre: 18 Spiele, nur vier Siege (gegen Albanien Malta, Georgien und Moldau), Rückfall auf Platz 57 der Weltrangliste. Windtner: "Die Resultate stimmten einfach nicht, schließlich sind wir auch ein Wirtschaftsunternehmen."

Über mögliche Nachfolger wurde beim Hois'n Wirt nicht diskutiert – sehr wohl über Sportdirektor Willi Ruttensteiner, der nun eine fundierte Analyse über die mäßigen Leistungen liefern soll. Das Präsidium wird sich "zeitnah" erneut treffen, um weitere Beschlüsse zu fassen. Ruttensteiner wurde nicht mit der Teamchefsuche beauftragt, möglicherweise darf er ein Anforderungsprofil erstellen. Laut Windtner möchte sich der Verband "nicht treiben" lassen. Bis September 2018 passiert länderspielmäßig in der Tat recht wenig, erst dann startet die Nations League. Wobei Siege gegen Serbien und Moldau für die Setzung nicht unwichtig wären. Der (Noch-)Teamchef weiß das.

Der 56-jährige Koller trat im November 2011 das Amt am. Damals war Österreich die Nummer 72, der Schweizer führte die Mannschaft zur EM 2016 und kurzfristige auf Rang zehn. Schon vor der Endrunde in Frankreich folgte der Einbruch. Windtner: "Koller hat zunächst dem Fußball zu einem neuen Stellenwert verholfen, das war sein Verdienst. Die Statistik sprach gegen eine Verlängerung."

Natürlich geht es auch ums Geld, Koller war mit einer kolportierten Jahresgage von zuletzt 1,5 Millionen Euro der bisher weitaus teuerste Teamchef. Nach dem klaren Scheitern in der WM-Quali, nach dem 0:1 in Wales und dem 1:1 daheim gegen Georgien wirkte er äußerst angeschlagen. Dass er nicht von sich aus gegangen ist, dürfte monetäre Gründe gehabt haben. Wer verzichtet freiwillig auf das, was ihm zusteht? Der neue Mann wird es billiger geben müssen. Windtner: "Wir müssen uns nach der Decke strecken."

Am 26. September wird Koller seinen Kader nominieren. (hac, 15.9.2017)