Im Vorjahr einigten sich die Arbeitgeber und Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie auf eine durchschnittliche Lohn- und Gehaltserhöhung von 1,68 Prozent. Heuer starten die Verhandlungen bei vier Prozent.

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Wien – Die Forderung der Metallergewerkschaft nach vier Prozent mehr Lohn würde die Kosten der Arbeitgeber ordentlich in die Höhe schrauben. Bei einer Lohnsumme der fast 200.000 Beschäftigten in der Branche von 8,6 Milliarden Euro würde der Aufschlag mit rund 350 Millionen Euro zu Buche schlagen.

Entsprechend heftig fielen die Reaktionen der Unternehmervertreter aus. "Diese Forderungen sind weit entfernt von jeder wirtschaftlichen Vernunft", kritisierte Christian Knill, Fachverbandsobmann der Metalltechnischen Industrie.

Metallergewerkschafter Rainer Wimmer hatte davor das Anliegen der 186.000 Beschäftigten in der Metallindustrie mit einer Inflationsrate von 1,8 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten und einem Produktivitätszuwachs von mehr als fünf Prozent begründet. Man habe in den letzten Jahren verantwortungsvoll agiert, jetzt müssten die Mitarbeiter etwas vom Aufschwung haben, so das Argument des Chefs der Produktionsgewerkschaft (Pro-Ge).

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"Die Wirtschaftskrise ist überwunden. Es gibt eine sensationelle Auftragslage und boomende Exporte", begründete Wimmer die Forderung weiter.

Dass die Gewerkschaften mit ihrer Vier-Prozent-Forderung der SPÖ im Finale um die Nationalratswahl noch Rückenwind verleihen wollen, dementierte Wimmer. "Unsere Kolleginnen und Kollegen brauchen einfach mehr Geld", so Wimmer mit Verweis auf die hohen Wohnkosten und die stark gestiegenen Ausgaben für die Produkte des täglichen Lebens. Im August lag die Teuerung beim Mikrowarenkorb laut Statistik Austria bei 4,1 Prozent.

Das sieht Knill anders, der Vorstoß sei "vermutlich der Intensivphase des Wahlkampfes geschuldet", erklärte der Arbeitgebervertreter. Der spricht sich statt der satten Lohnerhöhung für mehr Investitionen aus. "Wir haben in den letzten Jahren den Boden aufbereitet, die ersten zarten Pflanzen sind gewachsen, und es ist ein schwerer Fehler, hier gleich wieder einen Kahlschlag zu fordern", so Knill.

Fortsetzung am Montag

Wie die Arbeitgeber auch hofft die Gewerkschaft auf einen raschen Abschluss. Kommenden Montag gehen die Verhandlungen mit dem größten Metallfachverband, der Metalltechnischen Industrie, in die zweite Runde. "Wir können in zwei Stunden fertig sein", so Wimmer. Hans-Karl Schaller, Betriebsratsvorsitzender der Voestalpine, erinnerte die Arbeitgeber schon einmal daran, dass sie vor Investoren die Lage der Branche und ihrer Betriebe in den höchsten Tönen lobten, was dann bei den KV-Verhandlungen umschlage. "Vielleicht sollten wir die KV-Runden mit den Aktionärstreffen verbinden", meinte er schmunzelnd.

Und GPA-Chefverhandler Karl Dürtscher spielte auf den "Abgesandelt"-Sager von Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl an und betonte: "Österreich ist nicht abgesandelt, sondern befindet sich auf der Überholspur."

Im Vorjahr einigten sich die Arbeitgeber und Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie auf eine durchschnittliche Lohn- und Gehaltserhöhung von 1,68 Prozent. Niedrigverdiener erhielten bis zu zwei Prozent mehr, für die höchsten Lohnstufen gab es ein Plus von 1,2 Prozent. Basis für das Feilschen ist traditionell die Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate, diese lag damals bei 0,8 Prozent. (APA, as, 3.10.2017)