Die Arzneimittelausgaben der "Gesetzlichen Krankenkassen" inklusive der Zuzahlung der Versicherten lagen 2016 bei 38,5 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

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Berlin – In Deutschland werden einer Studie zufolge immer mehr teure Medikamente verschrieben. Die Arzneiausgaben der "Gesetzlichen Krankenversicherung" (GKV) sind im vergangenen Jahr um 3,9 Prozent auf rund 38,5 Milliarden Euro gestiegen, während sich das Verordnungsvolumen nur um 2,1 Prozent erhöht hat, heißt es im Arzneiverordnungs-Report, den das Wissenschaftliche Institut der AOK und die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft am Mittwoch in Berlin vorstellten. "2016 wurden mehr, aber vor allem auch teurere Arzneimittel verordnet", sagte Experte Ulrich Schwabe. "Hauptursache dafür war die überproportionale Kostensteigerung bei den patentgeschützten Wirkstoffen."

Der anhaltende Trend zu neuen teuren Arzneien im patentgeschützten Markt zeige sich unter anderem an der Entwicklung der höchsten Bruttoumsätze je Verordnung. Das teuerste Prozent aller Produkte hatte dem Bericht zufolge im Jahr 2006 mindestens einen Bruttoumsatz von 946 Euro je Verordnung. 2016 waren es mindestens 3.979 Euro.

Patentgeschützte Arzneimittel seien in Deutschland besonders teuer, sagte Co-Herausgeber Jürgen Klauber. In Ländern wie Österreich oder den Niederlanden mit vergleichbarer Wirtschaftskraft seien die öffentlich bekannten Listenpreise etwa 20 Prozent niedriger.

Stellungnahme der Pharmaindustrie

Insbesondere gentechnologisch hergestellte Biologika haben die Ausgaben in die Höhe getrieben. Ihr Umsatz hat sich dem Report zufolge von 2006 bis 2016 auf 7,8 Milliarden Euro erhöht. Durch die konsequente Verordnung sogenannter Biosimilars könnten mittelfristig beträchtliche Einsparungen für das Gesundheitssystem erzielt werden. Bei Biosimilars handelt es sich um Präparate, die einem Biologikum strukturell ähnlich sind und die gleiche pharmakologische Wirkung entfalten, aber preisgünstiger sind.

Der Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa) verwies auf wichtige therapeutische Durchbrüche wie die Heilung von Hepatitis C-Patienten durch die neuen Arzneien. Es liefen zudem in Kürze viele Patente von Medikamenten mit weltweit Milliardenumsätzen aus, etwa bei Krebs und Rheuma. Bewährte Therapien stünden dann zu erheblich niedrigeren Preisen zur Verfügung.

Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) erklärte, der Anteil der Pharmabranche an den Ausgaben der GKV liege bei rund acht Prozent und sei gesunken. Damit werde deutlich, dass die Ausgabenentwicklung kein Risikofaktor für die Finanzierung der Krankenversicherung darstelle. (Reuters, 4.10.2017)