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Zum überwiegenden Teil sind Frauen von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz betroffen, aber natürlich werden auch Männer Opfer von verbalen oder körperlichen Angriffen. Wer seine Geschichte erzählen möchte: online.karriere@derstandard.at.

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Der Vorgesetzte, der seiner Mitarbeiterin ein Kompliment für ihre "schönen Beine" macht, der Kunde, der Kuss-Smileys versendet, die Kolleginnen, die den Praktikanten als den "Süßen" bezeichnen – oder das vermeintlich zufällige Berühren des Oberschenkels: Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz hat viele Formen.

Zum überwiegenden Teil sind Frauen davon betroffen, sagt eine einschlägige Broschüre der Arbeiterkammer. Im Laufe ihres Berufslebens sei jede Arbeitnehmerin mindestens ein Mal mit sexueller Belästigung konfrontiert.

Fälle wie diese

Betroffene können sich unter anderem an die Gleichbehandlungsanwaltschaft wenden. 2014 zählte man dort 225 Beratungen aufgrund von sexueller Belästigung, 2015 waren es 220. Einzelne Fälle können im Tätigkeitsbericht nachgelesen werden. Erzählt wird darin beispielsweise die Geschichte von Frau Y:

Frau Y ist in einem österreichweit im Sozialbereich tätigen Verein beschäftigt. Sie fühlt sich durch ihren Vorgesetzten Herrn X sexuell belästigt. Bei Besprechungen hat sie regelmäßig das Gefühl, er ziehe sie mit Blicken aus. Darüber hinaus erzählt Herr X bei Besprechungen immer wieder sexistische Witze, was Frau Y als sehr unangenehm empfindet. Zu Weihnachten schenkt Herr X Frau Y sowie anderen Kollegen und Kolleginnen ein selbstgemachtes Fotobuch, das Phallussymbole, Fotos einer Vagina und Bilder enthält, die direkt oder indirekt auf Geschlechtsverkehr Bezug nehmen, beispielsweise Autokennzeichen, die das Wort »ficken« ergeben. Frau Y teilt Herrn X per E-Mail mit, dass sie dieses Buch nicht haben will. Auch die anderen KollegInnen finden das Fotobuch unangenehm und legen es ohne weitere Reaktion beiseite.

Oder die Geschichte von Frau U:

Frau U arbeitet als Lehrling in einem Handwerksbetrieb. In ihrem zweiten Lehrjahr arbeitet sie unter anderem mit einem Handwerker zusammen, der im Team gut etabliert und sehr beliebt ist. Als sie zum Kaffeemachen eingeteilt ist, folgt ihr dieser Kollege in die Küche, es kommt zu körperlichen Übergriffen, die von »lustigen« Sprüchen begleitet sind. Frau U fühlt sich ohnmächtig und weiß nicht, wie sie sich wehren soll. Sie versucht auszuweichen, so gut es geht, dennoch kommt es zu weiteren Annäherungen und verbalen Belästigungen. Der Gesundheitszustand von Frau U verschlechtert sich, schließlich wird sie krankgeschrieben. Sie vertraut sich dem Arbeitgeber an, der den Handwerker mit den Vorwürfen konfrontiert. Dieser bestreitet alles, woraufhin der Arbeitgeber erklärt, nichts tun zu können. Frau U ist darüber so verzweifelt, dass sie schließlich selbst die Lehre beendet.

Ihre Erfahrungen?

Waren Sie bereits in ähnlichen Situationen? Mussten Sie sich am Arbeitsplatz blöde Sprüche anhören? Wir planen einen ausführlichen Artikel zum Thema und möchten dafür von Ihren Erfahrungen zum Thema sexuelle Belästigung hören. Egal ob Frau oder Mann: Wenden Sie sich mit Ihren Geschichten an online.karriere@derstandard.at, gerne auch mit einem Vermerk, ob wir Sie mit Nachfragen kontaktieren dürfen. Ihre Informationen werden selbstverständlich vertraulich behandelt. (lib, lhag, 10.10.2017)