Bild nicht mehr verfügbar.

Was Thaler mit den 940.000 Euro Preisgeld genau machen wird, weiß er noch nicht, er will sie aber so unvernünftig wie möglich ausgeben.

Foto: HANDOUT

Ökonomen aus den USA sind jedes Jahr die Topanwärter für den Wirtschaftsnobelpreis. Und auch heuer hat sich ein Forscher aus dem "Land of the Favorites" durchgesetzt. Der Verhaltensökonom Richard H. Thaler erhielt am Montag die höchste ökonomische Auszeichnung.

Dass Menschen häufig nicht vollständig rational handeln, sondern eher einfachen Entscheidungsregeln folgen – mit diesem Thema beschäftigt sich der 72-Jährige seit Jahren. Seine wichtigste Forschungserkenntnis fasst er unkompliziert zusammen: "Ökonomen sind menschlich, und Menschen sind nicht perfekt. Wirtschaftliche Modelle müssen das berücksichtigen."

Menschen unbewusst zu klugen Entscheidungen anstoßen

In seinem weltbekannten Buch "Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt" veranschaulicht er mit Koautor Cass Sunstein seine Forschungen anhand einfacher Beispiele: Wird an einem Kantinenbuffet Obst erhöht in Griffnähe präsentiert, Mehlspeisen dagegen weiter entfernt, greifen die Nutzer öfter zum Obst.

"Richard Thalers hochaktuelle Forschung bietet neue Einsichten und praktische Lebenshilfen", sagte der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest. Mit seiner Arbeit hat es Thaler bis nach Hollywood geschafft. In dem Film "The Big Short" – in dem es um das Entstehen der Finanzkrise 2007/08 geht – spielte sich Thaler in einem Kurzauftritt selbst. Dem US-Präsidenten Donald Trump legt er diesen Film übrigens ans Herz.

Hollywood-Kurzauftritt

Thaler kam 1945 in New Jersey zur Welt. Er studierte Ökonomie in Rochester im Bundesstaat New York – und arbeitete 1977 ein Jahr an der Stanford University mit Daniel Kahneman und Amos Tversky, den Pionieren der Verhaltensökonomie, zusammen. Seit 1995 unterrichtet und forscht der Autor von fünf Büchern und rund 90 wissenschaftlichen Papers an der University of Chicago.

Doch wie reagiert ein Ökonom auf den Nobelpreis? Im Fall Thalers durchaus amüsant. Seine größte Freude sei, dass er seinen Freund und Kollegen Eugene Fama, der 2013 den Wirtschaftsnobelpreis erhielt, auf dem Golfplatz nicht mehr "Herr Professor" nennen müsse.

Auf die Frage, was er mit dem Preisgeld von umgerechnet 940.000 Euro machen werde, zeigte sich der dreifache Vater, in zweiter Ehe mit einer Marketingprofessorin verheiratet, unentschlossen. Scherzhaft meinte der Weinliebhaber aber, er werde versuchen, "das Geld so unvernünftig wie möglich auszugeben". Menschen sind ja bekanntlich nicht perfekt. (Andreas Danzer, 9.10.2017)