Die Tiroler Kandidatinnen und Kandidaten der ÖVP. Hinter den Kulissen herrscht ein harter Konkurrenzkampf.

Foto: Tiroler VP

Innsbruck – Wer als Politiker auf einem Ticket der ÖVP in den Nationalrat einziehen will, muss sich das leisten können. Denn der von Spitzenkandidat Sebastian Kurz ausgerufene parteiinterne Vorzugsstimmenwahlkampf ist für die Kandidaten äußerst kostenintensiv. Und er treibt seltsame Blüten. So findet im Tiroler Oberland eine Selbstzerfleischung innerhalb der ÖVP statt, die unter Mitgliedern für Unmut sorgt.

Stellvertretend für den neuen Stil im Wahlkampf steht der Tiroler JVP-Obmann Dominik Schrott. Er tritt als Nummer zwei im Wahlkreis Oberland gegen die erstgereihte langjährige VP-Nationalrätin Elisabeth Pfurtscheller an und führt einen aufwendigen Wahlkampf. Schrott investiert dafür nach Angaben seines PR-Beraters Thomas Ziegler allein 22.000 Euro aus privaten Mitteln: "Das ist sein gesamtes Erspartes." Hinzu kommen diverse Sachleistungen von Unternehmen, wie etwa der Brauerei Starkenberg. Auch der Ötztaler Liftmogul Jack Falkner soll Schrott im Wahlkampf finanziell unter die Arme greifen, wie zu Beginn des Sommers VP-Klubobmann Jakob Wolf noch bestätigte. Ziegler weiß davon auf Nachfrage jedoch nichts. Schrott war für ein Gespräch nicht erreichbar.

Postwurfsendung sorgt für Unmut

Der ressourcenintensive Wahlkampf des JVP-Mannes sorgt parteiintern für Kritik. Fans seiner Kontrahentin Pfurtscheller orten dahinter die Absicht der Bundespartei, den JVP-Mann zu bevorzugen. Eine Massensendung per Post in den Bezirken Imst und Landeck erhärtete diese Woche den Verdacht. Denn in diesem mit Sebastian Kurz' Unterschrift versehenen Brief bittet der Parteichef die Adressaten darum, dem "jungen engagierten" Schrott die Vorzugsstimme zu geben. Eine parteiinterne Wahlempfehlung, die Kurz bislang keinem anderen Kandidaten zugestanden hat.

Schrotts PR-Mann Ziegler sagt, dass es mit Kurz abgesprochen gewesen sei, diesen Brief so zu versenden. Kurz-Sprecher Johannes Frischmann dementierte das und spricht von einem Kommunikationsversehen: "Grundsätzlich unterstützen wir im Wahlkampf alle Kandidatinnen und Kandidaten." Ziegler bleibt jedoch bei seiner Version. Er selbst sei beim Telefonat zwischen Kurz und Schrott anwesend gewesen. Und, so behauptet er gegenüber dem STANDARD, auch eine dritte Person, deren Namen er nicht nennen will, sei Ohrenzeuge des Gesprächs geworden. In der Bundesparteizentrale will man dies nicht kommentieren und verweist auf das genannte Statement.

"Übermotivierter" Schrott

Doch Schrotts neuer Stil kommt auch bei anderen Parteikollegen nicht gut an. Tirols Wirtschaftsbundobmann Franz Hörl, der auf Platz zwei der Landesliste kandidiert, nennt das Vorgehen des JVP-Mannes "übermotiviert, um es höflich auszudrücken". Die Person Schrott "wird uns auch am 16. Oktober noch beschäftigen", lässt Hörl seinen Unmut durchklingen. Es sei aber lediglich der Wahlkreis Oberland, in dem es Probleme gebe. Andernorts würden die VP-Kandidaten an einem Strang ziehen.

Der Zillertaler Hörl, der auch Seilbahnsprecher der ÖVP ist, führt ebenfalls einen kostenintensiven Vorzugsstimmenwahlkampf. Aus seiner privaten Tasche zahle er dafür "15.000 Euro, plus minus". Aber auch der Wirtschaftsbund steuert Geld bei: "Immerhin ist das eine Art Mitgliederwerbung, die ich damit betreibe." Die genauen Summen könne er erst nach der Wahl nennen. Den hohen finanziellen Einsatz, den der von Sebastian Kurz ausgerufene Vorzugsstimmenwahlkampf von den Kandidaten verlangt, findet Hörl in Ordnung: "Ich sehe das nicht als Belastung. Ich bin ein glühender Anhänger des Marktes und finde, Wettbewerb tut auch der Politik gut." (Steffen Arora, 12.10.2017)