Runde der Spitzenkandidaten im ORF.

APA/HERBERT NEUBAUER

Das Kaffeesudlesen ist keine Kunst, die nur vor der Wahl bei den Umfragen regiert. Sie findet auch nach der Wahl sofort eine Fortsetzung. Dass SPÖ und FPÖ schnell mal die Stockerlplätze zwei und drei wechselten, sei geschenkt. Wenn man aber am Sonntagabend zwischen ORF, Puls 4 und ATV herumzappte, fand man keine Ergebnisse, sondern Paralleluniversen. Hier waren die Grünen draußen und Pilz drinnen, da hatten es beide nicht ins Hohe Haus geschafft.

Irgendwo sah man sogar Stefan Petzner als Analytiker sitzen, aber da schaltete die Fernbedienung wie von Geisterhand um. Im ORF "analysierten" die Spitzenkandidaten gerade noch selbst das Ergebnis, nicht nur Bewegungsführer Sebastian Kurz mit bekannten Floskeln – Minuten später standen alle im Puls-4-Studio. Peter Pilz ließ die Zeitreisen zwischen den Galaxien fast auffliegen, als er im ORF bemerkte, er müsse jetzt dann weg. Sekunden später standen alle bei Puls 4. Dort war der Sound deutlich besser, niemand hustete alle paar Minuten laut aus dem Off. Im ORF durfte sich Tarek Leitner mit neuen Gadgets spielen, die an einen Spiellaptop für Vorschulkinder erinnerten: Mit großen runden Buttons konnte er etwa Koalitionsmöglichkeiten anstupsen.

Auf Puls 4 gab es bizarre Momente, etwa als Matthias Strolz Moderator Michael Fleischhacker anpflaumte: "Sie sind a bissl touchy heute, Ihre Hand auf meiner Schulter." Da sprang ihm Heinz-Christian Strache zur Seite und forderte mehr Respekt für Politiker. Als Kurz seine Pläne vage umriss, sah man Lunacek, die sich verzweifelt an die Stirn griff. Pilz wirkte wie ein Opa, der seinen Enkeln immer wieder die Rolle des Parlaments erklärte. Der relativ aufgeräumte Christian Kern schenkte ihm da ein fades Aug'. (Colette M. Schmidt, 16.10.2017)