Wien – Der Grippemeldedienst in Wien ist angelaufen, "echte" Influenza ist aber noch nicht in Österreich nachgewiesen worden. Zeit für Fragen und Antworten zu Grippewellen, Grippeimpfungen und den Lehren aus der vergangenen Grippesaison, die überraschend früh begonnen hatte.

Frage: Ist die nächste Grippewelle bereits im Anmarsch?

Antwort: Noch ist es nicht so weit: Zwar kam der Wiener Grippemeldedienst für die erste Oktoberwoche aufgrund der Meldungen von Ärzten auf Wien-weit 3.700 Grippefälle – eine Hochrechnung mit einer Schwankungsbreite von 850 Fällen –, allerdings handelte es sich dabei um grippale Infekte. Denn das Zentrum für Virologie an der Medizinischen Universität Wien hat heuer noch keinen Fall von "echter" Influenza in Österreich nachgewiesen. In den Jahren 2014 bis 2016 lag die Zahl der Meldungen beim Wiener Grippemeldedienst zur gleichen Zeit bei 5.600 bis 7.000, also etwas höher. Eine Tendenz für die heurige Grippesaison lässt sich daraus aber nicht ableiten.

Die Grippeimpfung bietet keinen hundertprozentigen Schutz gegen Influenza, die bei Geimpften laut Experten allerdings milder verläuft.
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Frage: Kann man ausgehend von der Grippesaison in Australien etwas über die kommende Erkrankungswelle in Europa bzw. Österreich sagen?

Antwort: Bei der Grippewelle in Australien, die Mitte August ihren Höhepunkt erreichte, wurden im Labor bis Ende September 195.000 und damit mehr als doppelt so viele Fälle im Vergleich zur vorigen Saison bestätigt. Laut Monika Redlberger-Fritz vom Zentrum für Virologie an der Medizinischen Universität Wien handelt es sich bei den dort nachgewiesenen Viren vor allem um den Typ A(H3N2). Dieser hat in ähnlicher Form schon im vorigen Winter in Europa für die meisten Grippeerkrankungen gesorgt. "Es ist hier daher eine gewisse Grundimmunität dagegen vorhanden", sagt Redlberger-Fritz. Allerdings bedeutet das keine Entwarnung, denn es könnte diesen Winter auch ein ganz anderer Grippevirustyp Europa heimsuchen.

Frage: Wann beginnt die Grippezeit?

Antwort: In der Saison 2016/17 meldete das Zentrum für Virologie kurz vor Weihnachten aufgrund der "signifikanten Zunahme an Influenzavirus-Nachweisen" in Österreich den Beginn der Grippewelle. Das war außergewöhnlich früh. Normalerweise ist es erst im Jänner oder Februar so weit, dass die Zahl der Erkrankungen die 10.000er-Marke übersteigt. Der Höhepunkt der Grippewelle wird dann meist vier bis fünf Wochen später überschritten.

Frage: Ist das Gesundheitspersonal in den Spitälern geimpft?

Antwort: Es besteht keine gesetzliche Impfpflicht für Pflege- oder ärztliches Personal in Krankenhäusern. Aus dem Wiener Krankenanstaltenverbund heißt es etwa, man sei darum bemüht, Mitarbeiter für Schutzimpfungen zu sensibilisieren. Es gebe kostenlose Impfaktionen, was die Durchimpfungsrate fördere – deren Höhe aber nicht verraten wurde.

Frage: Voriges Jahr mussten Patienten in der Grippesaison in Wiener Spitälern teils in Betten auf dem Gang liegen. Wurde etwas getan, um das künftig zu verhindern?

Antwort: Beim KAV verweist man auf einen in Reaktion darauf entwickelten Grippeplan, der mehrere Maßnahmen beinhalte, "die einen möglichst komplikationslosen Umgang auch mit einer hohen Anzahl an GrippepatientInnen gewährleiste". Unter anderem sollen Experten die Situation in Grippezeiten täglich beurteilen. Man versuche zudem, "alles auszuschöpfen", bevor Betten auf dem Gang aufgestellt würden. Der Anteil solcher Betten an der Gesamtbettenanzahl im KAV liege bei unter 0,25 Prozent, auch bei "übermäßig hohem Patientenaufkommen".

Frage: Wann ist ein guter Zeitpunkt für eine Grippeimpfung?

Antwort: Experten raten Ende Oktober, Anfang November dazu. Nach der Injektion dauert es etwa zwei Wochen, bis volle Wirksamkeit besteht. Wie gut die Vakzine gegen die Viren wirken, hängt davon ab, wie gut die Veränderung der Viren für die Zusammensetzung des Impfstoffs vorausgesagt wurde. Geimpfte sind laut Nationalem Impfgremium auch im Vorteil, wenn sie dennoch erkranken. Eine Infektion verlaufe dann meist milder. (Gudrun Springer, 17.10.2017)