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Der österreichische Mobilfunkmarkt ist in Bewegung.

Foto: Reuters

Für den Mobilfunker Hot läuft es rund. Der Diskonter konnte seit seinem Start vor knapp drei Jahren 755.469 Kunden gewinnen. "Damit liegen wir weit über unseren gesteckten Zielen", sagte Firmenchef Michael Krammer am Mittwoch vor Journalisten. Drei Viertel des gesamten Marktwachstums bei reinen Telefonie/SMS-Angeboten sind seit Anfang 2015 auf Hot-Angebot entfallen, bei SIM-Karten mit inkludiertem mobilem Breitband sind es 37 Prozent, rechnete er vor. Zu seinen Kunden zählt er jene, die innerhalb der letzten zwölf Monate ein Guthaben aufgeladen haben. Zum Vergleich: Marktführer A1 hat rund 5,3 Millionen Kunden.

Neues Angebot

Mit einem Angebot will Hot nun weitere Kunden gewinnen: So stehen nun allen Kunden zusätzlich 1.000 Megabyte Daten zur Verfügung. Auch Bestandskunden erhalten für 9,90 Euro pro 30 Tage 5 GB Daten (LTE bis zu 50 Mbit/s) und 1.000 Minuten oder SMS. Ergänzend überlegt Krammer, ob er nicht auch ein Breitbandangebot mit unlimitiertem Internet und Machine-to-Machine-(M2M-)Tarife an den Start bringt. Dann könnte Hot in Richtung eine Million Kunden gehen, so Krammer. Derzeit seien diese Pläne aber noch nicht spruchreif.

Hot treibt gesamte Branche vor sich her

Mit seinen niedrigen Tarifen treibt Hot die gesamte Branche vor sich her, die mit Preissenkungen und verbesserten Angeboten auf den Newcomer reagiert. Die A1-Billigschiene Yesss liefert sich mit Hot eine wahre Tarifschlacht – senkt Hot einen Tarif, zieht Yesss nach. A1 sieht in Hot und anderen Diskontern eine Bedrohung für sein Geschäft, da zahlreiche Kunden sich vom Marktführer in Richtung Hot verabschieden.

Hot kommt auch zugute, dass die Mitnahme der Rufnummer für Neukunden kostenlos ist, 27 Prozent aller Rufnummernmitnahmen in den vergangenen zweieinhalb Jahren würden auf Hot entfallen. "Auch bieten wir als einziger Anbieter eine Preisgarantie an. Wenn Tarife besser oder billiger werden, dann für alle Kunden", erklärt Krammer.

Datenmenge von durchschnittlich 24 auf 313 MB gestiegen

Für Hot hat der Sommer auch eine gravierende Änderung im Nutzerverhalten gebracht. Das Ende der Roaminggebühren innerhalb der EU im Juni hat die Handynutzung im Ausland sprunghaft steigen lassen. In den Sommermonaten hat sich die Zahl der verbrauchten Telefonieminuten im Jahresvergleich verdreifacht. Die Anzahl der SMS verdoppelte sich, und der Datenverkehr erhöhte sich gar um das 22-Fache.

Im Sommer 2016 telefonierten Hot-Kunden im Auslandsurlaub im Schnitt sieben Minuten, heuer waren es 15, rechnete Krammer am Mittwoch vor. Die verbrauchte Datenmenge hat demnach von durchschnittlich 24 auf 313 MB zugelegt. Und die Anzahl der Tage, an denen EU-Reisende Telekommunikationsdienste nutzten, hat von 4,6 auf 6,9 zugenommen.

"Roaming like at home zu hundert Prozent aufgegangen"

Dabei wurde das Handy nicht nur länger und öfter, sondern auch von mehr Reisenden genutzt. Im Jahresvergleich nahm die Anzahl der EU-Reisenden mit Roamingnutzung bei Hot heuer um den Faktor 1,75 zu. Wobei europäische Urlaubsdestinationen wie Spanien, Griechenland und Kroatien von den Terroranschlägen und politischen Unruhen in Nordafrika und der Türkei profitiert hatten und starke Zuwächse bei den Touristenzahlen verzeichneten. Krammers Fazit: "Roaming like at home ist zu hundert Prozent aufgegangen. Es gibt keine Verhaltensunterschiede mehr."

Michael Krammer.
Foto: Hot

So sehr er die Angleichung von Inlands- und Auslandstarifen begrüßt, so sehr hadert er mit den Gebühren, die sich die Anbieter untereinander bei der Nutzung des Netzes des Mitbewerbers bei Auslandstelefonaten verrechnen. "Während die Umsätze aus EU-Roaming um 55 Prozent gesunken sind, stiegen die Kosten um 315 Prozent", erklärte er. So weise die Kostenstelle "EU-Roaming" bei Hot einen negativen Deckungsbeitrag auf. "Wir haben in das Geschäftsmodell richtig eingezahlt", beklagt Krammer.

Kosten "von der rechten Tasche in die linke Tasche"

Er fordert, dass die Auslands-Zusammenschaltungsgebühren an jene des Inlands angeglichen werden – und hofft hier auf die Unterstützung der österreichischen EU-Parlamentarier, die diese Hilfe bereits zugesagt hätten. Die hohen brancheninternen Gebühren führt er auf das Lobbying der großen internationalen Telekommunikationsanbieter zurück, die durch ihre globale Aufstellung die eigenen Kosten "von der rechten Tasche in die linke Tasche" schieben würden.

Außerdem habe es die EU versäumt, eine überschaubare, einfache Lösung zu schaffen. Nun gebe es Tarife mit inkludiertem Roaming, ohne Roaming oder (in Ausnahmefällen) mit kostenpflichtigem Roaming – oder mit gar keiner Möglichkeit, im Ausland zu telefonieren.

Erfolg des Rapid-Tarifs "geht einher mit sportlichem Erfolg"

Mit dem Einstieg in den slowenischen Markt im Mai zeigte sich Krammer sehr zufrieden. "Danke, sehr gut", so seine strahlende Antwort. Nicht ganz so strahlend, aber dafür umso verschmitzter wurden seine Gesichtszüge bei der Frage nach dem Rapid-Tarif von Hot. Zum Verständnis: Krammer ist auch Präsident des SK Rapid, der auf eine enttäuschende Saison zurückblickt. "Der Erfolg des Tarifangebots geht einher mit dem sportlichen Erfolg", so Krammer, der nun seinen Klub wieder in der richtigen Spur sieht.(sum, APA, 18.10.2017)