In Österreich gibt es jährlich rund 400 Fälle von Gebärmutterhalskrebs und insgesamt etwa 800 mit HPV (humane Papillomaviren) assoziierte Krebserkrankungen- Zwei Säulen können eine Trendwende bewirken: Die an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien unter der Leitung von Elmar Joura mitentwickelte HPV-9-fach-Impfung und als Sekundärprävention das HPV-Screening mittels Abstrich. Diese Kombination bewirkt, dass das Krebsrisiko um mehr als 90 Prozent reduziert wird.

Der HPV-Test soll und wird künftig den Zellabstrich (Zytologie) als Primärscreening ersetzen, sagt der HPV-Experte. Der Vorteil des Tests, der genauso wie ein Abstrich funktioniert, und nur anders ausgewertet wird: "Die Sensitivität ist höher, es werden weniger Krebsvorstufen übersehen."

Bei einem konventionellen Zellabstrich beträgt das Risiko, Vorstufen nicht zu erkennen, immer noch 50 Prozent. Seit 2015 gibt es ein Positionspapier der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (ÖGGG), das es den FrauenärztInnen ermöglicht, die primäre HPV-Testung einzusetzen – allerdings ist die Finanzierung noch nicht völlig geklärt.

Nationale Angelegenheit

Klar ist dagegen, dass das HPV-Screening allein dazu beitragen kann, das Auftreten von invasivem Gebärmutterhalskrebs um mehr als 70 Prozent zu reduzieren. "Wer einen negativen Test hat, kann ganz entspannt nach Hause gehen", so Joura. Die Türkei hat als erstes Land der Welt diesen Test übrigens anstatt der Zytologie im Gesundheitsplan festgeschrieben, gefolgt von den Niederlanden und Australien – das wäre auch das Ziel für Österreich, so Joura.

Zusammen mit der 9-fach-Impfung ist der HPV-Test die optimale Vorsorge. Österreich bietet als erstes Land weltweit in der vierten Schulstufe für Mädchen und Burschen seit 2014 die Gratis-HPV-9-fach-Impfung an. Diese Kombination ist so vielversprechend, dass man zum Beispiel in Kanada die Ausrottung von HPV als gesundheitspolitisches Ziel ausgerufen hat.

Ein Ziel, das laut Joura nicht unrealistisch ist, wenn die Effekte der Impfung generationenübergreifend wirken. In einigen Jahren, meint Joura, könnte man HPV möglicherweise als "seltene Erkrankung" betrachten. Gegen HPV impfen lassen kann und soll man sich aber auch noch im höheren Alter, die Effektivität nimmt allerdings leicht ab. Optimale Vorsorge ist die Impfung in der Volksschule oder frühem Teenager-Alter und ein folgender HPV-Test ab 30 Jahren.

Gefährlich für Frauen und Männer

Humane Papillomaviren (HPV) infizieren Epithelzellen der Haut und der Schleimhäute und können ein tumorartiges Wachstum verursachen. Einige dieser Viren entwickeln auch bösartige Tumore, insbesondere den Gebärmutterhalskrebs. Aber auch Männer können durch HPV-Infektionen an Krebs erkranken – vor allem die Zahlen bei Rachenkrebs sind stark steigend.

Mittlerweile wurden über hundert HPV-Untertypen identifiziert. In Österreich erkranken jährlich bis zu 400 Frauen an invasivem Gebärmutterhalskrebs. In mehr als 90 Prozent der Fälle sind HP-Viren dafür verantwortlich. Laut Statistik Austria sterben daran 150 bis 180 Patientinnen. Außerdem müssen in Österreich Jahr für Jahr rund 6.000 Frauen ins Spital, weil bei Ihnen Vorstufen von Gebärmutterhalskarzinomen entfernt werden müssen.

Demnächst wird an der MedUni Wien/AKH Wien eine neue Studie gestartet, an der bei Frauen zwischen 16 und 45 Jahren die Bildung von Antikörpern nach einer HPV-Impfung gemessen und analysiert wird. (red, 30.10.2017)

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