Foto: Oskar Schmidt, © Belvedere, Wien

Die Bespielung des Winterpalais des Prinzen Eugen durch das Belvedere ist vorerst Geschichte: Bis zum 1. November lief die aktuelle Schau "Jan III. Sobieski. Ein polnischer König in Wien". Wenige Tage später, am 4. und 5. November, lädt das Belvedere zu einem abschließenden "Open House".

Foto: Oskar Schmidt, © Belvedere, Wien

Die Zukunft des Winterpalais' in der Himmelpfortgasse ist ungewiss. Die frühere Belvedere-Direktorin Agnes Husslein hatte die Räumlichkeiten 2013 von der damaligen Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) für das Belvedere zur Verfügung gestellt bekommen – samt Finanzierung des Ausstellungsbetriebs. Mit Anfang 2017 hat das Finanzministerium die Räumlichkeiten wieder in seine Zuständigkeit übernommen, dem Belvedere wurden die Flächen noch bis zum Ende der Sobieski-Ausstellung zur Verfügung gestellt.

"Jan III. Sobieski. Ein polnischer König in Wien" (7.7.–1.11.2017).
© Belvedere, WienFoto: Oskar Schmidt, © Belvedere, Wien

Bemühungen der neuen Direktorin Stella Rollig, das Palais auch weiterhin zu bespielen, waren bisher erfolglos. Es wäre "sinnvoll, das Sommerpalais und das Winterpalais des Prinzen Eugen unter einer institutionellen Hand zu führen", bekräftigte die Direktorin bis zuletzt.

Foto: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien

2013 für die Öffentlichkeit geöffnet

2013, als sich am 18. Oktober der Geburtstag des Prinz Eugen von Savoyen zum 350. Mal jährte, eröffnete man das Winterpalais als neue Dependance des Belvedere. Gleich am ersten Tag zählte man mehr als 8.000 Besucher. Wenige Wochen danach im Dezember waren es bereits 50.000 Besucher, die das frischrenovierte Palais und die dem Hausherren gewidmete Ausstellung besucht hatten.

"Jan III. Sobieski. Ein polnischer König in Wien" (7.7.–1.11.2017).
Foto: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien

"Die Zusammenführung der Wohn- und Repräsentationsschlösser des Prinzen Eugen nach mehr als 260 Jahren ist ein Meilenstein für das kulturelle Erbe des ehemaligen Hausherrn, für das Belvedere als Museum und natürlich für Wien als Kulturmetropole", schwärmte Husslein damals.

"Vulgär? Fashion Redefined" (3.3.–25.6.2017).
Foto: Christian Wind / © Belvedere, Wien

Wie viele Besucher an diesem Wochenende noch die Chance nutzen, das barocke Juwel bei freiem Eintritt zu besuchen? Ein Rückblick in Bildern von vier Jahren Ausstellungsbetrieb.

"Vulgär? Fashion Redefined" (3.3.–25.6.2017).
© Belvedere, Wien

Zur Geschichte des Hauses

Das Winterpalais, also das einstmalige Stadtpalais von Prinz Eugen von Savoyen, war der erste Prunkbau des Feldherrn der Türkenkriege in Wien. Erst später setzte er mit dem Unteren und Oberen Belvedere zu noch größerer Pracht an, allerdings vor den damaligen Toren der Stadt. Das Winterpalais entstand in drei Bauphasen zwischen 1697 und 1724 in seiner heutigen Größe.

"Himmlisch. Der Barockbildhauer Johann Georg Pinsel" (28.10.2016–12.2.2017).
© Belvedere, Wien

1694, elf Jahre nach seinem Eintritt in die kaiserlichen Dienste, erwarb der Prinz ein Grundstück in der Wiener Innenstadt und in der Folge auch das Nachbargrundstück. Er beauftragte den Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach 1696 mit der Errichtung eines Palais mit sieben Fensterachsen. Dieser Bereich bildet heute den mittleren Teil des Palais samt der Prunkstiege.

"Sterling Ruby" (8.7.–16.10.2016).
© Belvedere, Wien

Mit dem Ankauf eines weiteren Nachbargrundstückes 1703 folgte 1708 bis 1711 die nächste Bauphase, bei der Johann Lucas von Hildebrandt das Palais deutlich vergrößerte und auf zwölf Fensterachsen erweiterte. Das hinzugekommene zweite Portal bildet heute das linke Tor.

"Sterling Ruby" (8.7.–16.10.2016).
© Belvedere, Wien

Mit dem dritten Bauabschnitt, dem 1719 wiederum der Kauf eines neuen Grundstücks vorangegangen war, folgte 1723/24 die abermalige Erweiterung des Prachtbaus auf nun 17 Fensterachsen. Auch ein Bibliothekstrakt und ein drittes Portal, das heutige rechte Tor, wurde errichtet.

"Fürstenglanz – Die Macht der Pracht" (18.3.–26.6.2016).
© Belvedere, Wien

Nach dem Tod des seit 1683 in Wien ansässigen Eugen im Jahr 1736 wurde der Bau mit Trennmauern geteilt und ein Teil des Areals dem Leerstand überlassen, bis 1752 Maria Theresia auf den Plan trat und das Winterpalais im Paket mit dem Belvedere und den Schlössern Schloss Hof und Niederweiden erwarb. So wurde das Barockgebäude unter dem Hofarchitekten Nicolaus von Pacassi umgebaut und zum Sitz der Münz-, Berg- sowie der Justizbehörde und schließlich der Hofkammer als Vorgängerin des heutigen Finanzministeriums, das in den folgenden Jahrhunderten der Nutzer blieb. Unter dem 1848 eingerichteten k. u. k. Finanzministerium erfolgten immer wieder Adaptierungen und Restaurierungen.

"Olafur Eliasson. Baroque Baroque" (21.11.2015–6.3.2016).
Foto: Studio Olafur Eliasson

1945 bis 1947 wurden die Kriegsschäden behoben und 1967 bis 1973 eine erste Sanierung der Prunkräume durchgeführt. Diese bestehen aus dem Blauen Salon, dem einstigen Paradezimmer mit blauer Tapezierung, dem Roten Salon, dem einstigen Audienzzimmer, dem Gelben Salon als Teil der einstigen Galerie Eugens, dem Goldkabinett, dem einstigen Frühstückszimmer, dem Grünen Salon, der abschließend mit dem Schlachtenbildersaal einstmals einen Bibliothekssaal bildete.

Foto: Anders Sune Berg © 1997 Olafur Eliasson

"Trotz der Umbauten sind wesentliche Teile der wandfesten Ausstattung erhalten geblieben", erklärt Belvedere-Kurator Georg Lechner, der zu den Prunkstücken insbesondere die Deckenfresken im Audienz- wie im Paradeschlafzimmer, das Goldkabinett und die Groteskenmalereien auf vergoldetem Grund zählt. (kafe, APA, 3.11.2017)


Foto: Anders Sune Berg © 1997 Olafur Eliasson
Fotos: Anders Sune Berg © 1997 Olafur Eliasson / Montage: A.K. Feßler
"Rembrandt – Tizian – Bellotto" (11.6.2015–8.11.2015).
Foto: Eva Würdinger, © Belvedere, Wien
"Martin van Meytens der Jüngere" (18.10.2014–15.2.2015).
Foto: Eva Würdinger, © Belvedere, Wien
"Vienna for Art's Sake!" (27.2.2015–31.5.2015).
Foto: Wolfgang Woessner, © Belvedere, Wien
"Love Story. Sammlung Anne & Wolfgang Titze" (15.6.2014–5.10.2014).
Foto: Gregor Titze, © Belvedere, Wien
Foto: Gregor Titze, © Belvedere, Wien