Eine Rekonstruktion des Innenraums des Leopoldstädter Tempels.

Rendering: Andreas Schaukowitsch, artuum architecture, Martens/Peter

Wien – In 17 Wiener Gemeindebezirken standen bis 1938 Synagogen, im zweiten Bezirk, der Leopoldstadt, sogar sechs. Als teils prunkvolle, teils auch bescheidene Bet-, Lern- und Versammlungshäuser waren die Zentren der reichen und vielfältigen jüdischen Kultur eng mit der Geschichte der Stadt verbunden. Die älteste wurde 1204 erstmals erwähnt. In der Pogromnacht am 9. November 1938, in der 27 Juden getötet, mehr als 80 schwer verletzt wurden und jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert und teils in Brand gesetzt wurden, wurde auch dieses Kulturgut von Männern der SS und SA, der Hitlerjugend und dem aufgehetzten Mob zerstört.

Beeindruckende Rekonstruktionen

In einem aufwendigen Projekt arbeitete nun das Wiener Stadt- und Landesarchiv die Geschichte der Tempel der Stadt für im "Wien Geschichte Wiki" auf. Die nach Bezirken gegliederte übersichtliche online Dokumentation, beinhaltet auch Fotos und dort, wo Synagogen nie mehr wieder errichtet wurden, Rekonstruktionen der Innen- und Außenansichten. So etwa von jener Synagoge, die einst in der Turnergasse in Rudolfsheim-Fünfhaus stand. Auf dem Grund steht heute eine Wohnhausanlage.

Die beeindruckenden virtuellen Rekonstruktionen stammen von Bob Martens und Herbert Peter sowie Studierenden der Technischen Universität Wien.

"In jedem Eintrag wurde anhand von Originalquellen die Geschichte der Wiener Synagogen von ihrer Erbauung bis zur Topografie der Gegenwart dargestellt. Indem wir auch die Vereine im Umfeld der Synagogen sowie die langwierigen Vorgänge über Demolierungen, Arisierungen und Rückstellungen nach 1945 darstellen, gehen wir weit über das bisherige Wissen hinaus", sagt die Historikerin und projektverantwortliche Mitarbeiterin Shoshana Duizend-Jensen.

Links zu Straßennamen und Biografien

Zusätzliche Literatur gibt es über Links zu Straßennamen sowie Gedenktafeln und den Biografien von Rabbinern und Kantoren, etwa dem berühmten Salomon Sulzer – der gebürtige Vorarlberger aus Hohenems gilt als Begründer des modernen Synagogengesangs. Der Oberkantor in der Synagoge in der Seitenstettengasse war unter anderem mit Liszt, Meyerbeer, Paganini, Schubert und Schumann befreundet. (Colette M. Schmidt, 8.11.2017)