Wer sich die Infografiken zum Ergebnis der Bundespräsidentenwahl ansieht, erkennt ein blaues Meer mit grünen Inseln in den größeren Städten, vor allem Wien. Gewichtet man nach der Zahl der Wähler, werden die grünen Flecken natürlich größer. Aber grob gesprochen gilt nach wie vor: Die Städte wählen liberal bis links, das Land konservativ bis rechtspopulistisch. Ganz ähnlich war das übrigens auch bei der Nationalratswahl.

Das ist besonders wichtig für die SPÖ, deren letzte große Bastion die Hauptstadt Wien ist. Prompt gibt es jetzt einen mittleren Richtungsstreit. Hans Peter Doskozil meint, den Menschen auf dem Land könne man die progressiv-liberale Linie von Wien nicht zumuten. Dazu ist zu sagen, dass sowohl bei der Bundespräsidentenwahl (Norbert Hofer im Burgenland: 65 Prozent) wie bei der Nationalratswahl die Angleichung an die FPÖ eher nichts gebracht hat. Michael Häupl ist da für ein "sowohl als auch", liberal wie auch sicherheitsorientiert.

Tatsache ist jedoch: Der ländliche Raum ist türkis-blau, der städtische rot-grün-pink. Soll man da schon von einer "Spaltung" des Landes sprechen? Von stark unterschiedlichen Lebenswelten? Von "den beiden Österreichs"? Etwas ist da schon dran an dieser Entwicklung, und das wird sich auch noch verstärken, da Wien offenkundig ein Feindbild von Türkis-Blau ist. Es wäre nicht gut, wenn der Gegensatz Stadt/Land zu schroff wird. (Hans Rauscher, 13.11.2017)