Das umstrittene Kunstwerk verstaubt derzeit zwischen Autobusreifen in der Garage der IVB.

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Künstlerin Ursula Beiler bei der Montage des Banners an der alten Talstation, das mittlerweile mangels Genehmigung ebenfalls entfernt werden musste.

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Von 2008 bis 2016 stand das Schild an der Autobahn A12 in Kufstein, wo es mehrfach mutwillig zerstört oder beschädigt wurde.

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Innsbruck – Im Jahr 2008 wurde an der Autobahn A12 in Kufstein ein Schild mit der Aufschrift "Grüss Göttin" montiert. Initiatorin dahinter war die Künstlerin Ursula Beiler. Sie will mit ihrem Kunstwerk der "Vergötterung der Männlichkeit", die sie schon als Kind gestört habe, einen weiblichen Ausgleich gegenüberstellen. Die Worte "Grüss Göttin" würden den Horizont für den häufig fehlenden zweiten Teil der stets männlich konnotierten Gottheit öffnen, so Beiler.

Im Heiligen Land Tirol kommt diese Idee jedoch gar nicht gut an. Von Beginn an protestierten Teile der ÖVP. Die FPÖ beantragte im Landtag schon 2008 die "unverzügliche Entfernung" des Kunstwerkes. Das geschah 2009 auch, die Tafel wurde aber kurz darauf wieder montiert, weil Asfinag und Land Tirol hinter dem Projekt standen. Die Tiroler Schützen, eine Art paramilitärischer Arm des Trachtenwesens, sahen im Kunstwerk gar eine "blasphemische Provokation". Unbekannte griffen über die Jahre mehrmals zur Selbstjustiz und zerstörten oder beschädigten das Schild.

Innsbruck versprach, das Schild zu übernehmen

Als das Projekt 2014 verlängert werden sollte, stellte sich plötzlich die Bezirkshauptmannschaft Kufstein quer. Begründung: Das Schild könne Autofahrer ablenken und dadurch zu Unfällen führen. Letztlich erhielt Beiler aber die Erlaubnis, ihr Kunstwerk weiter an der A12 zu belassen. Im Jänner 2016 lief diese Genehmigung aus, und das Schild wurde schließlich demontiert. Es sollte aber keineswegs verschwinden, die Stadt Innsbruck hatte nämlich schon zugesagt, das Kunstwerk zu übernehmen und im öffentlichen Raum anzubringen.

Seitdem sind bald zwei Jahre vergangen, und ebenso lange verstaubt das Schild nun in der Garage der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB). Denn auch in der Landeshauptstadt wehren sich konservative Kreise mit Händen und Füßen gegen das Kunstwerk. Der ursprüngliche Plan von Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck), es anlässlich des Weltfrauentages 2016 an die alte Talstation der Hungerburgbahn zu schrauben, scheiterte am Widerstand des Seniorenbundes und der Barmherzigen Schwestern, die direkt gegenüber ein Krankenhaus betreiben. Die Nonnen starteten sogar eine Petition gegen das Ansinnen.

Endlose Standortsuche

Seitdem liefert Künstlerin Beiler den Verantwortlichen der Kulturabteilung der Stadt laufend Vorschläge, wo man das Schild affichieren könnte. Bislang ohne Erfolg. Sie drängt darauf, es noch vor der Gemeinderatswahl im April 2018 anzubringen: "Weil ich befürchte, dass sonst gar nichts mehr passiert, sollten sich die politischen Verhältnisse ändern." Oppitz-Plörer versichert auf Nachfrage des STANDARD, dass sie das Schild zwar gerne montieren würde, allerdings gestalte sich die Suche nach einem Standort, der "vandalensicher" sei, als äußerst schwierig.

Hinter vorgehaltener Hand heißt es aus dem Magistrat, dass vor den Wahlen nichts mehr passieren werde. Die Bürgermeisterin widerspricht und betont: "Wir sind für alle Hinweise auf mögliche Plätze zum Anbringen dankbar." Denn sie wolle nicht "von oben herab" einen Ort verordnen. Gespräche mit dem Flughafen Innsbruck, der zum Teil der Stadt gehört, es im dortigen Ankunftsbereich zu montieren, verliefen bislang ergebnislos.

Bis vor kurzem hing an der alten Talstation der Hungerburgbahn ein dem Schild nachempfundenes Banner. Es wurde im Rahmen einer Kunstaktion von Beiler dort angebracht. Doch es musste vergangene Woche auf Anordnung des Magistrates entfernt werden, weil die dazu nötige Genehmigung fehlte. Das Originalschild war zwischenzeitlich für ein paar Monate als Leihgabe im jüdischen Museum Hohenems zu sehen. Dort kam es derart gut an, dass man nun eine Replik anfertigen ließ, die seitdem vor dem Eingang des Museums steht. Das Original wollte Beiler nicht in Vorarlberg belassen, denn sie hofft weiter, dass sich in Tirol ein Platz dafür findet. (Steffen Arora, 24.11.2017)