In Oberösterreich wird nun der Helligkeitsverlauf in der Nacht gemessen. Insgesamt nimmt die Lichtverschmutzung weltweit zu. Vor allem Großstädte wie London – hier auf einer Satellitenaufnahme der Nasa – sind stark betroffen.

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Linz – Oberösterreich ist das erste Bundesland mit einem Lichtmessnetz, das jede Nacht den Helligkeitsverlauf an 23 Stationen festhält. Damit wird der Grad der Lichtverschmutzung erfasst, der sowohl für die Störung des Biorhythmus des Menschen, aber auch für das Insektensterben mitverantwortlich ist. Zwei Mustergemeinden zeigen, wie eine "richtige" Beleuchtung aussehen kann.

Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) erklärte am Donnerstag in einer Pressekonferenz die Konsequenz aus jenem Lichtkataster: "Oberösterreich braucht nicht mehr, sondern besseres Licht."

Zielgerichtete Lichtkegel und warmes Licht

In den Gemeinden Kirchschlag bei Linz und Steinbach am Attersee soll vorgeführt werden, wie mit Rücksicht auf die Gesundheit sowie auf die Tier- und Pflanzenwelt der öffentliche Raum maßvoll ausgeleuchtet werden kann. Dazu zählen etwa intelligente Straßenbeleuchtungen mit Bewegungsmeldern und Lichtabsenkung, zielgerichtete Lichtkegel nach unten und warm weißes Licht mit nicht mehr als 3.000 Kelvin.

In Kirchschlag wurde die Umrüstung bereits im Gemeinderat beschlossen, in Steinbach soll dies im Dezember geschehen, meinte Heribert Kaineder von der Landesabteilung Umweltschutz.

Insekten werden gestört

Wie wichtig es sei, die künstliche Beleuchtung zu drosseln, darauf wiesen in der Pressekonferenz der Leiter des Linzer Biologiezentrums Fritz Gusenleitner und Thomas Posch vom Institut für Astronomie der Uni Wien hin. Laut dem Biologen sind etwa 85 Prozent der Schmetterlinge in Österreich nachtaktiv. Sie werden durch die Dauerbeleuchtung in ihren Lebensabläufen gestört.

In einer Nacht verenden etwa an einer Straßenlaterne 150 Insekten, eine in Graz angestrahlte Fabrikshalle lockte 100.000 Insekten an. Insgesamt sieht Gusenleitner "das Gleichgewicht des Naturhaushalts in Gefahr".

Posch hat die Langzeitdaten der landesweiten Lichtmessung, sozusagen "1.000 und eine Nacht" wie er meinte, in einer Studie ausgewertet. Das Ergebnis sei grundsätzlich erfreulich.

In Oberösterreich gebe es noch naturbelassenen Himmel wie etwa am Krippenstein oder in der Region Nationalpark Kalkalpen. Allerdings herrsche in Linz im Zentrum eine starke Lichtverschmutzung, so dass die Erleuchtung des Himmels "vom Monatsrhythmus des Mondes abgekoppelt" ist.

Die Auswertung habe ihm aber gezeigt, dass in Oberösterreich die Chance bestehe, einen sogenannten Dark-Sky-Park im Gebiet des Nationalpark Kalkalpen auszuweisen. Diese Nachthimmel-Schutzgebiete – vergleichbar mit Naturschutzgebieten – sieht Anschober auch als große Chance für den Tourismus. (APA, 30.11.2017)