Der Leserbrief in der "Krone" führt zu einer Rüge durch den Presserat.

Foto: Faksimile/Kronen Zeitung

Wien – Die "Kronen Zeitung" hat mit dem Abdruck eines Leserbriefs den Ehrenkodex für die österreichische Presse verletzt, hat der Senat 2 des Presserats befunden. Die Verfasserin schrieb über "Migration aus Afrika" und bezeichnete Flüchtlinge von dort unter anderem als "Invasoren", "Eindringlinge" und "schwarze Armada".

Leserinnen sahen in diesem Brief "eine Art Aufruf zum Krieg gegen Flüchtlinge/Schwarze" und wandten sich an den Presserat, schilderte dieser am Mittwoch in einer Aussendung. Der Senat 2 stellte in der Veröffentlichung des Leserbriefs eine "pauschale Verunglimpfung von Flüchtlingen und Schwarzen" fest (Punkt 7 im Ehrenkodex).

Zum Inhalt

In dem Leserbrief vertritt die Verfasserin die Ansicht, dass einem anhand der "Bilder von Booten mit Tausenden dunkelhäutigen jungen Männern aus Afrika […] zu Recht angst und bang" werde. Es sei "alles andere als populistischer ‚Vollholler‘, dieser Praxis endlich ein Ende zu bereiten." Keiner wage auszusprechen, dass es "keinesfalls auf friedlichem Wege" gehen werde, da "Menschen, die ihrer Lebenssituation entfliehen wollen, […] nicht durch hilflos mit den Händen wedelnde Uniformierte aufzuhalten" seien, was "uns ja schon einmal deutlich vor Augen geführt" worden sei. "In Wahrheit" bedeute ihrer Ansicht nach "das Zurückdrängen von Invasoren – und was wären diese fremden Eindringlinge denn sonst – Krieg", der "nie ohne Opfer vonstatten" gehe. Noch könnten "wir wählen, ob wir, unsere Kinder und Kindeskinder diese Opfer sein werden oder die vorstoßende schwarze Armada". Die Hände in den Schoß zu legen wäre "unverzeihlich töricht, ja gerade suizidal", weil dann "Europa zum verarmten Schwarzen Kontinent mutieren" würde und Afrika "dann der leere Kontinent" wäre.

Die "martialische Sprache" des Leserbriefs sei "äußerst bedenklich", befand er außerdem. "Auch wenn bei Kommentaren und Leserbriefen die Meinungsfreiheit sehr weit reicht, wurden hier die Grenzen zur Diskriminierung deutlich überschritten", so der Senat. Die "Krone"-Redaktion hätte angesichts der "diskriminierenden Inhalte" auf eine Veröffentlichung verzichten sollen.

Die "Kronen Zeitung" wurde aufgefordert, diese Entscheidung freiwillig zu veröffentlichen. Bis dato hat die Zeitung aber die Schiedsgerichtsbarkeit des Presserats nicht akzeptiert. (APA, red, 6.12.2017)