Foto: Rainer Willmann

Berlin – Der Gedanke hinter Aktionen wie der Kür des "Insekts des Jahres" oder des "Baums des Jahres" ist es, Bewusstsein für Spezies zu schaffen, die in der Regel übersehen werden. Da hat der Naturschutzbund Deutschland mit der Gemeinen Skorpionsfliege (Panorpa communis) die perfekte Wahl für das Insekt 2018 getroffen: Sie hat einen spektakulären Namen, ein diesem Namen angemessenes Äußeres – und obwohl sie in Mitteleuropa weit verbreitet ist, kennt sie kaum jemand.

Die Skorpionsfliege zählt zur Ordnung der Schnabelfliegen, die ihren Namen den verlängerten Mundwerkzeugen verdanken. Sie hat vier Flügel mit einer Spannweite von etwa drei Zentimetern. Der Körper ist dunkel mit dünnen gelben Streifen, nur die Hinterleibssegmente sind auffallend rot gefärbt. Beim Männchen sieht dieser Körperabschnitt tatsächlich wie der Schwanz eines Skorpions aus. Allerdings wird mit diesem "Stachel" – genau genommen eher einer Zange – kein Gift injiziert, es handelt sich um das Fortpflanzungsorgan.

Bei der Kopulation kennen Skorpionsfliegen nur eine Stellung: V-förmig.
Foto: Rainer Willmann

Beim Werben um Weibchen versetzen die Männchen das Organ in Vibration, winken mit den Flügeln und bieten den Weibchen "eine proteinreiche Gabe" aus den Speicheldrüsen, berichtet das Senckenberg-Forschungsinstitut. Wird das Hochzeitsgeschenk akzeptiert, packt das Männchen mit seiner Zange, die es zuvor wie in der Drohgebärde eines Skorpions in die Höhe gereckt hat, den Hinterleib des Weibchens für eine Serie von Paarungen, die von einigen Minuten bis zu Stunden dauern können.

Eine weitere interessante Eigenschaft der Skorpionsfliege ist ihre Ernährungsweise. Sie ist eine Jägerin, die sich auch von Aas ernährt, aber durchaus auch an gefährlichen Orten zuschlägt: Sie stibitzt nämlich gerne Spinnen die Beute aus dem Netz.

Die letzte Eigenschaft ist eine erfreuliche, weil in diesen Zeiten keineswegs mehr selbstverständliche: Die Gemeine Skorpionsfliege gilt als nicht gefährdet. (red, 26. 12. 2017)