Im Feuerdorf am Wiener Donaukanal kann in der Nähe der Salztorbrücke im Winter gegrillt werden. Nach der Saison müssen die Hütten aber wieder weg. Dass hier ein Gastrobetrieb einziehen könnte, sorgt für Unmut.

Foto: Foto: Andreas Tischler / Feuerdorf

Wien – In Wien brodelt der Streit um die Bespielung des Donaukanals weiter. Wie der STANDARD berichtete, stehen an der Promenade große Veränderungen an: Sechs Flächen zwischen der Augarten- und der Franzensbrücke wurden neu ausgeschrieben, die für den Kanal zuständige Donauhochwasserschutz-Konkurrenz (DHK) sucht nach neuen Interessenten. Betroffen sind die Hafenkneipe, der Tel Aviv Beach, die Adria Wien, der Central Garden, die Badeschiff-Vorfläche und das Feuerdorf.

Die Ausschreibung erfolgte jedoch ohne Wissen der Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne), die gemeinsam mit Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) für den Donaukanal zuständig ist. "Die Ausschreibung enthält nun Passagen, die mich befürchten lassen, dass hier Fastfoodketten und Luxusgastronomie als einzige gewinnen können", sagt Vassilakou im Gespräch mit dem STANDARD. Denn künftige Betreiber müssen wohl mehr als bisher zahlen: Zu dem Mindestbestandszins kommt eine "Umsatzbeteiligung von zumindest sechs Prozent des Nettoumsatzes" hinzu. "Das ist das exakte Gegenteil davon, was ich mir für den Donaukanal wünsche." Es gebe "beträchtliche Auffassungsunterschiede" darüber, was eine gedeihliche Entwicklung ist". Simas Pläne könnten nach Ansicht von Vassilakou zur "Auseinandersetzung" führen: "So wird es nicht gehen. Wir sind in einer gemeinsamen Regierung, es kann nicht einer das Team verlassen."

Hinzu kommt, dass eine der besagten Flächen, das Feuerdorf, in eine Zone fällt, die eigentlich nicht als Gastrozone vorgesehen ist. "Es gibt Beschlüsse des Gemeinderats, welche Art von Entwicklung wir dort wollen: und zwar das genaue Gegenteil von einer Ballermannmeile", sagt Vassilakou. So verabschiedete der Gemeinderat im Jahr 2010 den Masterplan Donaukanal. Er legt fest, dass auf "Ausgewogenheit zwischen kommerziellen Bereichen und Zonen ohne Konsumzwang zu achten" ist. Präzisiert wurde der Wunsch in der Donaukanal Partitur, die 2014 von der Stadt einstimmig angenommen wurde.

"Ermöglichungsraum"

Die Zone, in der im Winter das Feuerdorf gastiert, ist in der Partitur als "Ermöglichungsraum" vorgesehen. Die dort liegende temporäre Pachtfläche ist als Markt eingezeichnet. "Das wurde in der Ausschreibung nicht beachtet", so Vassilakou: "Es wurden Zonen ausgeschrieben, die für andere Nutzungen eingeteilt sind." In der Interessentensuche der DHK werden die ausgeschriebenen Flächen für zehn Jahre angeboten.

Für Vassilakou wäre es "ein Skandal und die Übertretung eines Gemeinderatsbeschlusses", falls die Fläche an einen Gastrobetrieb ginge. "Es ist wichtig, dass der Donaukanal seine Atmosphäre behält." Der Kanal sei ein "sanftes, alternatives" Projekt, mit Platz für Community Gardening und anderen nicht-kommerziellen Projekten, auch für "temporäre Nutzungen, damit viele Gruppen die Möglichkeit haben, sich dort zu verwirklichen".

Auf Anfrage bei Stadträtin Sima gab es vorerst keine Stellungnahme. (Oona Kroisleitner, 9.12.2017)