Neue Sendungen von und mit der Maus: Disney schluckt große Teile von Rupert Murdochs 21st Century Fox.

Illustration: Fatih Aydogdu / Walt Disney / 21st CentFox

A wie Avatar gesellt sich zu den Avengers, Ice Age zu Frozen und die Simpsons zu Star Wars: Es kommt ein gewaltiges Film- und Serienportfolio zusammen, wenn der Disney-Konzern weite Teile von Rupert Murdochs Unterhaltungsreich 21st Century Fox tatsächlich übernehmen darf. Donnerstag unterzeichneten die beiden Medienriesen ihren Deal. Nun müssen die Wettbewerbsbehörden darüber entscheiden. US-Präsident Donald Trump könnte für seinen Vertrauten Rupert Murdoch ein gutes Wort einlegen.

Das riesige Programmarchiv – und der laufende Output vor allem der Fox-Studios – kommt dem klassischen Unterhaltungskonzern Disney gerade recht bei seinem großen Vorstoß in die Streamingwelt, das Reich von Netflix und Amazon Prime.

Disney hat zwei große neue Streamingplattformen angekündigt: Im Frühjahr 2018 soll Disneys großer Sportkanal ESPN eine Sport-Streamingplattform starten. Auch dabei kann 21st Century Fox helfen – bei dem Deal wandern Murdochs 22 regionale US-Sportkanäle zu Disney.

Viel mehr noch trägt die Übernahme zu Disneys zweitem Streaminggroßprojekt bei: Anfang 2019 will der Konzern mit der Maus eine Plattform für Filme und Serien starten. Mit Inhalten seiner Studios Pixar (Findet Nemo, Toy Story, The Incredibles, Cars, Monsters Inc., Wall-E, Ratatouille, Up), Marvel (Spiderman, Hulk) und Lucasfilm (Star Wars). Und nun mit 20th Century Fox (Ice Age, Planet der Affen, Nacht im Museum), wo gerade eine Reihe von Avatar-Folgen entsteht.

Disney-Fox-Puzzle

Nicht nur die Nominierungen für die jüngsten Golden Globe Awards weisen 20th Century Fox als das filmisch kreativere Studio aus: 27 gingen an Murdochs Produktion, zwei an Disney.

Selbst im Detail scheinen die Programmportfolios der beiden Konzerne genau zusammenzupassen: Disney kaufte zwar 2009 für vier Milliarden Dollar das Comic-Haus Marvel. Aber Fox hatte noch aus den 1990ern Rechte an Marvel-Produktionen wie X-Men, Deadpool und Fantastic Four.

Lucasfilm gehört seit 2012 zu Disney, ebenfalls übernommen für vier Milliarden Dollar. Aber: Murdochs Fox hat die Vertriebsrechte für den ersten Star Wars-Film, später eingereiht als Episode IV – A New Hope.

Disney erwog schon, Produktionen von Disney, Pixar, Marvel und Lucasfilm von Netflix abzuziehen. Netflix hat angekündigt, noch weit kräftiger in Eigenproduktionen zu investieren. Das könnte die Plattform auch international brauchen, erinnert die New York Times: In vielen Ländern sei Netflix bisher von Rechtevereinbarungen mit Fox abhängig.

Apple hat laut Wall Street Journal eine Milliarde Dollar für TV-Produktionen 2018 bereitgelegt. Amazon soll 2017 für rund 4,5 Milliarden Dollar produzieren lassen. Netflix will 2018 sieben Milliarden Dollar in Programmentwicklungen investieren. Und hat erst im August Disneys Network ABC seine erfolgreichste Produzentin Shonda Rhimes (Grey's Anatomy, Scandal) abgeworben.

Fox' TV-Produktion kann da aushelfen – etwa mit American Horror Story, Homeland, Modern Family oder den Simpsons - die in einer Episode 20th Century Fox prophetisch als "Walt Disney Company" ausgeschildert haben.

In den USA hat 21st Century Fox seine US-Rechte schon zur Streamingplattform Hulu verlagert. Die Beteiligung dort wandert nun ebenfalls zu Disney und stockt dessen Hulu-Beteiligung auf 60 Prozent auf. Ein drittes Streamingstandbein von Disney. Dort sind TV-Formate von Disneys Network ABC, darunter The Handmaid's Tale, zu haben.

Disney übernimmt neben Filmstudio, TV-Produktion, Sportkanälen, FX TV und dem National Geographic Channel auch die von Murdoch kontrollierten 40 Prozent an der britischen Pay-TV-Plattform Sky, der zur Gänze Sky Deutschland/Österreich und Italien gehören. Zudem im Paket: die TV-Gruppe Star India.

Murdoch an Bord

Was bekommen die Fox-Aktionäre – darunter die Murdochs – für das große Medienpaket, das mit 52,4 Milliarden Dollar (44,7 Milliarden Euro) bewertet wird? Sie halten künftig rund 25 Prozent der Disney-Aktien.

Rupert Murdochs Sohn und Fox-Manager James wurde schon als Nachfolger von Disney-Boss Robert Iger (66) gehandelt. Doch Iger bekam mit dem Fox-Deal seinen Vertrag um zwei Jahre bis Ende 2021 verlängert. Er bestätigte Gespräche über eine Führungsfunktion für James Murdoch bei Disney – kolportiert werden Auslandsaktivitäten des Konzerns.

Rupert Murdoch (86), dessen zweitem Konzern News Corp das Wall Street Journal, The Times und The Sun gehören, behält Fox News und Fox Sports.

Murdoch zum Deal: "Ich habe eines in meiner langen Karriere gelernt: Relevante Inhalte und Nachrichten werden immer ihren Wert haben." (fid, 14.12.2017)