Bereits im September trafen sich Obama und Prinz Harry während der Invictus Games in Toronto.

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Harry gestaltete einen BBC-Beitrag, der am Mittwoch ausgestrahlt wurde. Teil davon war das Interview mit Obama.

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Noch immer fühlt sich sein Leben an wie im Zeitlupentempo, sagt Barack Obama zu Prinz Harry. "Während ich Präsident war, war oft klar: Wenn wir nicht innerhalb von 30 Minuten etwas tun, stirbt jemand." Alle Handlungen und Entscheidungen waren dementsprechend beschleunigt. Heute ist das anders. Der ehemalige US-Präsident kann auch einmal länger schlafen oder sich mehr Zeit für ein Frühstück nehmen.

Am Mittwochmorgen strahlte die BBC das erste Interview mit Obama nach seiner Amtszeit aus. Die Fragen stellte dabei niemand Geringerer als Prinz Harry, der Fünfte in der britischen Thronfolge. Das Interview wurde bereits im September während der Invictus Games in Toronto aufgezeichnet.

"Brauche ich einen britischen Akzent?", fragt Obama Prinz Harry, als sie sich auf das Interview vorbereiten.
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Harry befragte Obama über seine Amtszeit und die Zeit danach. Obama sei der erste "Social-Media-Präsident" gewesen, meinte Harry. Und so ging es auch um die Herausforderungen, die die neuen Medien stellen.

Erster Social-Media-Präsident

Während Obamas Wahlkampf 2008 galten die sozialen Medien fast ausschließlich als Hoffnungsträger. Und der Demokrat machte sich die neuen Möglichkeiten zunutze: Er erreichte seine Wähler zum Großteil über sozialen Medien. Heute hat ich das geändert: Fake-News, Hasspostings und Extremismus seien die Assoziationen, die die neuen Medien wecken, sagt Harry.

Tatsächlich stecke in den sozialen Medien die Gefahr der "Balkanisierung" der Gesellschaft, erwidert Obama. Es gebe die Gefahr, dass Menschen sich in ihren Vorurteilen einnisten. Gleichzeitig sei ihm als ehemaligem Anwalt aber die Meinungsfreiheit besonders wichtig. Die Frage sei daher, wie die Technologie weiter zur Förderung verschiedener Meinungen genutzt werden könne, die sich im gemeinsamen Raum des Internets treffen.

Obama sieht hier nicht unbedingt Regierungen am Zug, sondern die einzelnen Benutzer. Online könne man Menschen kennenlernen und auf wichtige Anliegen aufmerksam machen. Es bleibe aber wesentlich, sich auch offline zu treffe, etwa im Pub oder in einer Kirche. Denn es sei viel schwieriger, von Angesicht zu Angesicht "grausam und widerwärtig" zu sein. Die vereinfachten Welten der Chatrooms würden so wieder komplizierter. Man könne andere politische Ideale verfolgen, aber trotzdem etwa den gleichen Sportverein unterstützen.

Stolz auf Obamacare

"In der Öffentlichkeit zu stehen ist unangenehm", attestiert Obama, gerade heute, wenn man sich einer sehr intensiven Medienberichterstattung unterwerfen müsse. Dennoch überwogen die positiven Möglichkeiten, die er als Präsident hatte. "20 Millionen Menschen haben heute eine Krankenversicherung", betont er seine Initiative Obamacare.

Heute habe er nicht die gleichen Mittel zur Verfügung wie als Präsident. "Ich muss mich auf Überzeugung verlassen, nicht auf Gesetzgebung." Und: "Früher habe ich Staus erzeugt, jetzt stehe ich im Stau."

Im Kern habe die Präsidentschaft ihn und seine Familie aber nicht verändert. "Michelle und ich waren schon erwachsen, als wir in die Öffentlichkeit kamen. Wir hatten Windeln gewechselt, uns darüber Gedanken gemacht, wie wir unsere Rechnungen zahlen sollen." Seine Identität war daher nicht erschüttert, als die Amtszeit zu Ende war.

Schnelle Entscheidung: Harry oder William?

Zum Schluss bringt Harry Obama doch wieder auf Tempo. So schnell wie möglich solle sich dieser zwischen Kino und Bowling entschieden (Kino), Monica und Rachel (Rachel), dem Weißen Haus und dem Buckingham-Palast (Weißes Haus) und Boxershorts und Unterhose (keine Antwort).

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Auf die Frage "Harry oder William" antwortet er dann auch: "Momentan: William." (saw, 27.12.2017)