Marie-Luise Stockinger und Julia Stemberger in "Maria Theresia".

Foto: Screenshot / ORF TVThek

Zack die Bohne, und die Kirsche landet nicht im Mund, sondern zwischen den Brüsten: ein Hingucker in Nahaufnahme! Nicht die exakte Wiedergabe historischer Ereignisse, sondern ausladende Dekolletés und kleine Frivolitäten sind der rote Faden im ersten Teil von Maria Theresia. Würde ein Historiker den Film sezieren, hätte er wahrscheinlich gut zu tun.

Aber das ist egal, denn Regisseur Robert Dornhelm inszeniert das bunte Leben der resoluten Monarchin (1717-1780) als jene Kost, die der ORF nach Weihnachten am liebsten serviert: gute Unterhaltung für die Masse. Und das Gaudium zieht: Über eine Million sah am Mittwoch im Hauptabend Teil eins.

Der Charme der Produktion ist aber zugleich ihre Schwäche: Mit Tschechien, Ungarn, Slowakei und Österreich sind gleich vier Länder mit ihren öffentlich-rechtlichen Sendern involviert. Historie macht schließlich nicht an Grenzen halt. Schon gar nicht an jenen der Habsburger. Um das in Szene zu setzen, braucht es vor allem eines: Geld. Ein Land allein scheitert an solcher Opulenz.

Gedreht wurde Maria Theresia in vier Staaten mit nationalen Schauspielern. Dass dabei nicht allein die Crème de la Crème europäischer Schauspielkunst am Werk war, scheint klar. Jedes Land braucht seine eigenen Figuren, um das nationale Publikum vor den Fernseher zu locken.

So charmant es auch sein mag, in jeweiliger Landessprache zu drehen, so schwierig ist die anschließende Synchronisation, um das Sprachengewirr zu bügeln – und das hört und sieht man. Und dennoch sind solche Projekte im vereinten Europa sinnvoll, um Nationalismen zu reduzieren. Das nächste Mal bitte mit Polen an Bord. Stoff gibt es genug. (Oliver Mark, 28.12.2017)