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Foto: Noah Berger / AP

Facebook-Nutzer werden künftig prominenter Beiträge von Freunden und Familie statt von Unternehmen, Medien und politischen Gruppen zu sehen bekommen. Damit solle das weltgrößte Onlinenetzwerk wieder stärker auf das ursprüngliche Ziel ausgerichtet werden, persönliche Verbindungen zu ermöglichen, schrieb Mark Zuckerberg in einem Facebook-Beitrag in der Nacht auf Freitag.

Soziale Grundlage

"Ich ändere das Ziel für unsere Produktteams: Statt sich darauf zu konzentrieren, Ihnen beim Finden relevanter Inhalte zu helfen, sollen sie Ihnen helfen, bedeutsamere soziale Beziehungen zu haben", erklärte Zuckerberg.

Ein Grund für die Änderungen sei auch, dass laut Studien Kontakte über soziale Medien mit Menschen, die einem wichtig sind, gut für das Wohlbefinden sein könnten. "Andererseits kann das passive Lesen von Beiträgen oder das Anschauen von Videos – selbst wenn sie unterhaltsam oder informativ sind – nicht so gut sein." Facebook verspüre eine Verantwortung dafür, dass Dienste des Netzwerks gut für das Wohlbefinden seien.

Wertvolle Zeit

Zuckerberg rechnet damit, dass durch die Änderungen Menschen weniger Zeit bei Facebook verbringen werden. "Aber ich erwarte auch, dass die bei Facebook verbrachte Zeit wertvoller sein wird." Damit werde die Entscheidung auf lange Sicht auch für das Geschäft gut sein, so der Facebook-Chef. Die entsprechenden Änderungen sollen nach und nach an sämtliche User ausgeliefert werden, bis der neue Fokus in sämtlichen Produkten umgesetzt sei, werde es wohl einige Monate dauern, bittet Zuckerberg um Geduld.

Langwährende Kritik

Mit dieser neuen Ausrichtung nimmt Facebook aber auch so mancher Kritik Wind aus den Segeln. Immerhin wurde das Unternehmen in den letzten Monaten scharf für seine gesellschaftlichen Auswirkungen kritisiert. Zwischen "Filter Bubbles" und gezielter Propaganda lautet der Vorwurf, dass das soziale Netzwerk längst zu einer Plattform für die Verbreitung falscher Nachrichten geworden sei und auf diese Weise auch direkten gesellschaftlichen Schaden anrichte.

Zuckerberg hatte jegliche Verantwortung in dieser Hinsicht lange zurückgewiesen und entsprechende Vorwürfe noch 2016 als "ziemlich verrückt" bezeichnet. Als die russische Einflussnahme auf die letzte US-Präsidentenwahl offensichtlicher wurde, änderte man diese Position allerdings schrittweise. Erst vor wenigen Tagen verkündete Zuckerberg dann, dass es für 2018 sein persönliches Ziel sei, Facebook wieder in die richtige Spur zu bringen.

Verlierer: Medien

Die aktuelle Kehrtwende kennt aber auch Verlierer: Medien und Verleger könnten dadurch massiv Zugriffe verlieren. Noch vor nicht allzu langer Zeit hatte das soziale Netzwerk viel unternommen, um diese dazu zu bringen, direkt auf Facebook zu publizieren und etwa Videoinhalte zu produzieren. Genau solche Postings werden nun aber in den Hintergrund gerückt. Erste Experimente in diese Richtung hatten vor einigen Wochen denn auch für einiges Aufsehen gesorgt, zeigen sie doch, dass der Traffic mancher Seiten bei einem entsprechenden Testlauf in sechs Ländern zum Teil stark zurückgegangen ist. (APA, red, 12.1.2018)