Der spätere Sieger am Hausberg.

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Thomas Dreßen ist im und am Ziel.

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Ein neues Siegergesicht im Skiweltcup.

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Kitzbühel – Die Zuschauermassen blickten gespannt hinauf, als Thomas Dreßen mit besten Zwischenzeiten die Streif hinunter bretterte. Kaum im Ziel angekommen, riss der Deutsche die Arme in die Höhe, schwang ab, genoss das Bad in der Menge, schnallte ab, kniete kurz nieder, riss danach wieder die Arme samt seiner Latten in die Höhe. "Sag einmal, waah, wie geil."

Premiere

39 Jahre nach Sepp Ferstl triumphierte sensationell wieder ein Deutscher auf der Streif. Für den Bayern war es der Premierenerfolg im Weltcup, in Beaver Creek hatte er bereits als Abfahrtsdritter aufgezeigt. "Von klein auf träumt man, dass man einmal in Kitzbühel gewinnt, es ist ein Wahnsinn, einfach nur geil", sagte der 24-Jährige, der erst letztes Jahr sein Debüt auf der Streif gab, dabei aber nicht in die Wertung kam. "Im Ziel habe ich es gar nicht glauben können, ich dachte, die wollen mich verarschen."

Geschlagen geben musste sich bei der 78. Ausgabe der Hahnenkammrennen die gesamte Elite des Abfahrtssports, allen voran Weltmeister Beat Feuz. Der Schweizer verpasste seinen Premierensieg in Kitzbühel um 0,2 Sekunden. Dritter und bester Österreicher wurde Hannes Reichelt (0,41), der mit Startnummer eins wie die folgenden Läufer nicht bei idealen Sichtbedingungen ins Rennen gegangen war, sich aber bereits 2014 eine goldene Gams abgeholt hatte.

"Die Fahrt war nicht schlecht, aber nicht ganz perfekt. Ich habe damit rechnen müssen, dass noch was passiert, es war für mich nur eine Frage der Zeit", sagte Reichelt. Dreßens Auftritt beeindruckte auch ihn: "Auf so einer Strecke, in dem Alter, ist schon eine Topleistung. Dass er Skifahren kann, steht außer Frage, aber du musst hier ein bisserl das Herzerl in die Hand nehmen, das hat er getan."

Sonne

Mit Fortdauer des Rennens kam mehr und mehr die Sonne heraus, davon profitierte auch Dreßen, der als 19. an der Reihe war. Vincent Kriechmayr (0,46) verspielte den Sieg nach besten Zwischenzeiten in der Traverse, musste sich mit Platz vier begnügen, holte aber sein bestes Abfahrtsergebnis. "Wie ich vorher immer gesagt habe, das Rennen wird in der Traverse entschieden. Die habe ich bis jetzt nicht gut erwischt, das ist mir heute wieder nicht geglückt", analysierte der Oberösterreicher. "Trotzdem ein gutes Ergebnis."

Die Norweger Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud landeten im geschlagenen Feld. Der Super-G-Sieger vom Vortag wurde Achter (1,12), sein Landsmann (1,30) Zehnter. Dominik Paris (1,64), Sieger von 2013 und 2017 kam über Rang zwölf nicht hinaus. Drittbester Österreicher wurde Christian Walder (2,53) als 21., er landete unmittelbar hinter dem drittbesten Deutschen, Josef Ferstl (2,49), der in Gröden überraschend den Super G gewonnen hatte. Andreas Sander (0,74) bestätigte als Sechster den deutschen Aufwärtstrend in den Speedbewerben. Max Franz musste wie schon im Super G wegen einer Magen-Darmerkrankung auf einen Start verzichten.

Sepp Ferstl zeigte sich erleichtert: "Der Mythos Ferstl und Streif ist endlich erledigt. Fehler macht jeder, aber der Thomas hat heute keinen gemacht", sagte der Kitz-Sieger von 1978 und 1979. Der rekonvaleszente Felix Neureuther humpelte mit breitem Grinser durch das Zielgelände. "Wahnsinn", sagte er, "ich hatte noch nie so Gänsehaut."

Zähne

Die Streif zeigte auch heuer wieder ihre Zähne. Der Italiener Christof Innerhofer und der Franzose Johan Clarey stürzten beim Sprung in der Ausfahrt Traverse, wo eine kleine Mulde vor dem Absprung einigen Akteuren Probleme bereitete. Olympiasieger Matthias Mayer verhinderte einen Abflug etwas weiter oben mit einem wilden Rodeo-Ritt und wurde auf Platz 34 durchgereicht. Der US-Amerikaner Jared Goldberg hatte weniger Glück, er meisterte diese tückische Querfahrt nicht und landete in den Netzen. (Thomas Hirner aus Kitzbühel, 20.1.2018)