1. TV-Magazin sucht Chef

Wenn Sie Chef oder Chefin des "Report" werden wollen, immerhin das wichtigste politische TV-Wochenmagazin im Land, sollten Sie schön langsam an Ihrer Bewerbung arbeiten. Noch neunmal schlafen gehen, und schon ist die Bewerbungsfrist am 7. Februar abgelaufen.

Die Ausschreibung kam – gemessen am zuletzt üblichen Tempo solcher Nachbesetzungen – für einige im ORF recht überraschend, schien mir. Der bisherige Sendungschef Robert Wiesner geht gerade erst in Pension.

Susanne Schnabl im "Report" am vorigen Dienstag.
Foto: ORF TVthek Screenshot

Das – relative – Tempo kann man interpretieren als Versuch, rasch Fakten zu schaffen, bevor die türkisblauen Wünsche von Vorstand bis Sendungschefs sortiert sind. Das und die Vorgabe, gleich qualifizierte Frauen zu bevorzugen, würde für Chancen der "Report"-Moderatorin Susanne Schnabl sprechen, 2016 immerhin mit dem Robert-Hochner-Preis für ihre hohe Fachkompetenz in politischem Journalismus ausgezeichnet, "als Moderatorin, hervorragende Interviewerin und umsichtige Gestalterin im Hintergrund". Ob sie sich bewirbt, weiß ich bisher nicht.

Die "Report"-Zuschauerzahlen haben 2016 und 2017 Zehnjahres-Höchstwerte erreicht.

Als Planspiel für den "Report" kursiert auch im ORF, dass TV-Chefredakteur Fritz Dittlbacher zum Politikmagazin gebeten werden könnte, um seinen Job freizumachen. Zuletzt griff FPÖ-Mediensprecher Hans-Jörg Jenewein Dittlbacher massiv an und verlangte seine Abberufung. So blitzartig auf solche Zurufe zu reagieren, klänge nach Generalkapitulation.

Das – noch immer relative – Tempo könnte aber auch dafür sprechen, dass Türkis und vielleicht auch Blau schön langsam vom ORF konkretes Entgegenkommen einfordern. Der gerade frei werdende "Report" wäre da eine praktische Möglichkeit, einfacher als die TV-Chefredaktion, die Channel Manager – bei denen wird die Vorfreude auf die Ausschreibung schon in Jahren bemessen – oder gar ORF-Direktorenjobs.

Sehr häufig fällt in dem Zusammenhang derzeit der Name Wolfgang Geiers, stellvertretender Innenpolitikchef* im Fernsehen. Der soll allerdings noch nicht daran gedacht haben, sich zu bewerben. Der Innenpolitiker mit besten Kontakten insbesondere in die Tiroler ÖVP wurde schon 2013 als "heißer Kandidat" für den "Zeit im Bild"-Anchorman nach Eugen Freund gehandelt – es wurde schließlich Rainer Hazivar.

Auch für die Funktion des Tiroler ORF-Landesdirektors soll sich Geier schon interessiert haben – es wurde 2016 neuerlich der ehemalige ÖVP-Landesgeschäftsführer Helmut Krieghofer. Der freilich wollte, weil inzwischen 65, nur bis zur Tiroler Landtagswahl – am 25. Februar 2018 – bleiben. Damit das nicht ganz so nach Politaufpasser riecht, könnte Krieghofer nun aber auch erst im Herbst den Platz freimachen. Wäre natürlich auch eine Möglichkeit für Geier. Der sich gegen die "Punzierung" verwahrt.

Wolfgang Geier am Sonntag in der "ZiB" zur Niederösterreich-Wahl.
Foto: TVthek ORF Screenshot

2. Niederösterreich und Wien, Mikl-Leitner und Ludwig

Ja, die Landespolitik und die Medien. Bei den Regionalwahlen am Wochenende haben sich Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher nebenbei auch für mediale Kontinuität gestimmt – und ebenso die Delegierten zum Landesparteitag der SPÖ.

Der neue SPÖ-Chef und künftige Wiener Bürgermeister Michael Ludwig war der Favorit des Boulevards, allen voran "Krone" und "Österreich". Die Werbeausgaben der Stadt bei den befreundeten Medien wird dieser Häupl-Nachfolger wohl nach Kräften hoch halten.

Ludwigs Bestellung könnte auch die Hoffnung in Paul Tesarek wieder beflügeln, doch noch vom Chefredakteur (seit 1999) des Wiener ORF-Landesstudios zum Landesdirektor aufzusteigen. Tesarek wird allerdings heuer auch schon 62 – Krieghofer wurde 2016 auch mit 64 wiederbestellt. Wien aber hat eine ebenfalls 2016 wiederbestellte, erfahrene und überaus motivierte ORF-Landesdirektorin – Brigitte Wolf.

Auch in Niederösterreich gilt der Chefredakteur des Landesstudios, Robert Ziegler, als logischer Nachfolgekandidat für Langzeitlandesdirektor Norbert Gollinger, wenn der 2021 65 wird. Gollinger ist übrigens nur eine Woche älter als Tesarek.

3. Die neuen ORF-Stiftungsräte

Schneller geht es denn doch mit den neuen ORF-Stiftungsräten der Regierung und der Parteien (vier der SPÖ und eine Grüne müssen gehen, vier der FPÖ und eine/r der ÖVP kommen dazu. Wenn ich mich nicht verhört habe: Bis 9. Februar sollen die Parteien ihre ORF-Stiftungsräte nominieren. Die sechs Räte wird die Regierung dann wohl mit ihren neun Stiftungsräten auf den Küniglberg entsenden.

Am 22. März tagt der ORF-Stiftungsrat das letzte Mal, bevor Stiftungsrat und Publikumsrat insgesamt neu besetzt werden. Just für die Sitzung hat sich ORF-Chef den "Plan B" für das 300-Millionen-Bauprojekt ORF-Zentrum aufgehoben.

4. Viele ORF-Generäle

Bei der Verleihung der "Journalisten des Jahres" am Dienstag im BMW-Showroom habe ich die Dichte ehemaliger, künftiger und möglicher ORF-Generale und -Vorstände bisher deutlich unterschätzt:

  • Gerhard Zeiler (nach ORF und RTL Turner International) hält am Dienstag je eine Laudatio auf
  • ProSiebenSat1Puls4-Chef Markus Breitenecker (Medienmanager des Jahres) und auf
  • Exgeneral Thaddäus Podgorski (Lebensleistung).
  • Alexander Wrabetz wird wohl die ORF-Information loben. Aber: Als Moderator engagierte "Der österreichische Journalist" den nächsten ORF-Hoffnungsträger –
  • "Presse"-Herausgeber Rainer Nowak. Und
  • ORF-1-Infochefin Lisa Totzauer wird gewiss auch vorbeischauen.

5. Die Jänner-Quoten

Der eine oder andere Skibewerb fehlt noch in den Daten, aber wo der Jänner schon so weit fortgeschritten ist: Zeit für Monatsmarktanteile, vorläufige natürlich. ORF 1 und ORF2 liegen bisher mit 34,3 Prozent (Publikum ab zwölf Jahren) unter ihrem Vorjahreswert (35,4 Prozent im gesamten Jänner 2017). ORF 1 hat bisher 0,3 Prozentpunkte, ORF 2 0,8 Prozentpunkte weniger als im Jänner 2017.

ATV und Puls 4 und Servus TV verbesserten sich im Jahresvergleich beim Gesamtpublikum: ATV kommt auf 3,1 nach 2,1 Prozent, Puls 4 auf 3 nach 2,7 Prozent und Servus TV auf 2,4 nach 1,9 Prozent. Der Schub kommt nicht ganz überraschend – 2,4 Prozent erreichte Dietrich Mateschitz' Sender auch schon im Herbst 2017.

In der Werbezielgruppe (rechte Balken, Publikum 14 bis 49 Jahre) schafft ATV 3,5 Prozent, Puls 4 liegt bei vier. Stärkster Privatsender: Dschungelcamp-Kanal RTL mit bisher sieben Prozent Marktanteil in der Werbezielgruppe im Jänner.

6. Dschungelquoten

Wie läuft es eigentlich im australischen Dschungel? Für die Kandidaten – in üblichen Bahnen, mehr tagtäglich hier. Die Zuschauerzahlen der ersten neun Folgen in Österreich liegen über dem Schnitt derselben Dschungel-Strecke anno 2016, aber unter 2014, 2015 und 2017.

Auch nach Marktanteilen liegt die aktuelle Staffel in Österreich bisher in der Werbezielgruppe und beim jungen Publikum über den Werten von 2016.

7. Dichands Geburtstag

Wo wir schon bei ewigen Medienthemen sind: Am Montag würde Hans Dichand seinen 97. Geburtstag feiern. Der "Krone"-Gründer starb zwar vor siebeneinhalb Jahren im Juni 2010, er ist aber laut Firmenbuch noch immer Hälfte-Eigentümer von Österreichs größtem Kleinformat.

Die auf einige hundert Millionen Euro geschätzte Verlassenschaft mit einer gewaltigen Kunstsammlung von Klimts Danae abwärts und eben den 50 Prozent an der "Krone" ist offenbar noch immer nicht geregelt.

Aber bei der "Krone" ist nicht nur das Thema ein bisserl kompliziert – wie Sie als aufmerksame Etat-Leserinnen und User wissen. (Harald Fidler, 29.1.2018)