Karin Pollack beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Sie hat ein gespaltenes Verhältnis zu Knoblauch.

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Es ist ein stinkiges Gemüse – und wird vielleicht gerade deshalb so geliebt.

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Wer gesund sein und bleiben will, muss etwas dafür tun. Also Sport zum Beispiel. Und es mag seltsam sein: Ich trainiere lieber in der Gruppe. Die anderen spornen mich an. Wenn ich allein zu Hause Übungen machen müsste, wäre ich in spätestens zehn Minuten fertig.

Also gehe ich in diverse Turnstunden. Je voller der Turnsaal, umso lieber. Die Stunde begann. Ein bisschen aufwärmen, ein bisschen dehnen, dann aber die schweißtreibenderen Übungen. Und gerade als das tiefe Ein- und Ausatmen notwendig wurde, verschlug es mir den Atem. In meiner unmittelbaren Nachbarschaft breitete sich ein unerträglicher Gestank aus.

Sofort war klar: Das ist frischer und alter Knoblauch gleichermaßen. Weil nicht nur ich, sondern auch die Knoblauchfresser außer Atem kamen und deshalb mit offenem Mund die Luft ausstießen, war dann auch recht schnell der Sauerstoff weg. Die scharfe Widerlichkeit breitete sich aus. Ich musste den Raum verlassen, sonst hätte ich gespieben.

Asozialer Zug

Da stellen sich also folgende Fragen: Denken diese Menschen so gar nicht an andere? Ziehen sie gar nicht in Betracht, dass Knoblauch eine geruchsmäßige Herausforderung für andere sein könnte? Oder sind sich die Knoblauchfresser dessen einfach nicht bewusst?

Es gibt die Stinker, die sagen, dass Knoblauch schließlich gut für die Gesundheit ist, und die deshalb sogar hochkonzentrierte Präparate in Kapselform essen. Es sind meist ältere Leute, die dann so stark riechen, dass sich auch ein ganzer U-Bahn-Waggon leert. Klar, sie nehmen das, weil sie keinen Krebs und keine Arteriosklerose bekommen wollen, nur, so eindeutig ist der Zusammenhang zwischen dem Knoblauchkonsum und der Krankheitsvermeidung ja auch wieder nicht. Wie bei allen Ernährungsfragen ist das Leben zu komplex und Ernährung zu vielfältig, als dass hier Kausalitäten wirklich zulässig wären.

Aushalten müssen

Insofern stellt sich die Frage, wie die Knoblauchesser psychisch ticken. Da gibt es sicherlich jene, die finden, dass es einfach nur ein super Gewürz ist und ein Gurkensalat ohne Knoblauch einfach kein Gurkensalat ist. Oder die Gruppe, die sowieso eher egozentriert durch die Welt läuft. Meinung und Qualen anderer sind ihnen schnurzegal, vor allem dann, wenn es Fremde sind – wie in einer Turnstunde oder in der U-Bahn zum Beispiel.

Tja, da scheint nicht viel zu machen zu sein. Ich könnte es mit einer Nasenklammer, wie sie Synchronschwimmerinnen tragen, probieren. Die Hoffnung, dass ein überzeugter Knoblauchliebhaber auf empfindliche Nasen Rücksicht nimmt, ist wahrscheinlich gleich null. Deshalb: Selbst eine Stinkerin zu werden, wäre eine Option. Wenn es mir bloß schmecken würde! (Karin Pollack, 11.2.2018)