Existieren hinter den Räumlichkeiten von Tutanchamuns Grab tatsächlich weitere Kammern? Die nächsten Tage werden wohl Gewissheit bringen.

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Luxor – 2015 sorgte der britische Ägyptologe Nicholas Reeves mit seiner Theorie für Aufsehen, dass im Grab des Pharaos Tutanchamun im Tal der Könige nahe der ägyptischen Stadt Luxor weitere unbekannte Kammern existieren könnten. Der Forscher spekulierte sogar, dass sich das bisher unentdeckte Grab der Nofretete hinter der Anlage befinden könnte. Nun will ein italienisches Team diese Hypothese überprüfen und endgültig für Gewissheit sorgen.

Seit Mittwoch dürfen Wissenschafter der Polytechnischen Universität in Turin zusammen mit weiteren Experten Radarmessungen in der 1922 entdeckten Grabkammer des berühmten Pharaos, der etwa von 1332 bis 1323 vor unserer Zeitrechnung regierte, durchführen. Die Messungen sollen Aufschluss darüber geben, ob Reeves mit seiner Annahme Recht hat oder nicht.

Nofretetes Grab?

Der britische Ägyptologe war vor zwei Jahren mit der Theorie weiterer Kammern im Grab des Tutanchamun im Tal der Könige im ägyptischen Luxor an die Öffentlichkeit getreten. Sein Aufsatz über Linienstrukturen in zwei Wänden sorgte global für Aufsehen. Reeves erkannte in ihnen vermauerte Durchgänge. Er spekulierte sogar, dass sich das bisher unentdeckte Grab der Nofretete, der Gattin, Mitregentin und späteren Nachfolgerin von Pharao Echnaton, hinter der Nordwand befinden könnte. Alleine die Entdeckung weiterer Kammern allerdings wäre schon eine archäologische Sensation.

Doch nach dem monatelangen Hype um die möglichen neuen Kammern im berühmten Grab mit der Kennziffer KV62 kehrte bald Ernüchterung ein. Erste, vielversprechende Radaraufnahmen eines japanischen Experten wurden bei folgenden Scans nicht bestätigt. Geophysiker Dean Goodman sagte dem Magazin "National Geographic": "Wenn wir einen Hohlraum hätten, müsse es eine starke Reflexion geben". Diese gebe es aber schlicht und einfach nicht.

99-prozentige Sicherheit

Die neuen Messungen des italienischen Teams sind nun vielleicht die letzte Chance, um Reeves' Theorie doch noch Leben einzuhauchen. Dem Chef des Forscherteams, Franco Porcelli, zufolge werden für die Aufnahmen bis zum 6. Februar drei verschiedene Radarsysteme der neuesten Art eingesetzt. Damit könnten versteckte Strukturen im Umfeld des Grabes – oder eben ihre Abwesenheit – mit einer Sicherheit von 99 Prozent aufgespürt werden. Die Auswertung der Bilder könnte Wochen bis Monate dauern. (APA, red, 1.2.2018)