Von acht bis 13 Uhr: Das sind die Arbeitszeiten der Mitarbeiter der Bielefelder Kommunikationsagentur Digital Enabler. Seit November läuft das Projekt, bei dem erprobt werden soll, ob die Mitarbeiter in nur fünf Stunden Arbeit gleich viel schaffen wie in acht Stunden. Demnächst soll evaluiert werden.

Die Zwischenbilanz? "Tagsüber hat man mehr Stress, nach 13 Uhr aber die Möglichkeit, sein Privatleben zu organisieren und sich zu erholen", sagt Geschäftsführer Lasse Rheingans. Angeblich nutzen die zwölf Mitarbeiter die gewonnene Freizeit dazu, sich vernachlässigten Hobbys zu widmen und sich weiterzubilden.

Nicht für jede Branche

Gelingen soll die verkürzte Arbeitszeit, indem "Zeitfresser" und Unterbrechungen eliminiert werden – etwa das Checken der Whatsapp-Nachrichten oder der Tratsch mit der Kollegin. "Jedes Mal", so Rheingans, "dauert es eine Viertelstunde, bis man danach wieder im Arbeitsfluss ist." Dass die Mitarbeiter dadurch weniger miteinander reden, sei aber gleichzeitig auch ein Nachteil: "Die Kommunikation leidet." Es komme öfter als früher zu Missverständnissen und Konflikten.

Und Rheingans gibt zu: Das Fünf-Stunden-Modell könne selbstverständlich nicht in jeder Branche funktionieren. "Wir entwickeln Software, da muss man viel nachdenken und ist nicht konstant mit Kunden in Kontakt. Da bietet sich das Modell an." Im Gesundheitsbereich etwa müsse rund um die Uhr jemand anwesend sein. Genau deshalb sei das Göteborger Projekt (Bericht rechts) auch gescheitert, vermutet Rheingans: "Man musste mehr Personal einstellen, das war teuer."

Zur Not auch länger

Rheingans selbst hat schon in seinem vorigen Job nur halbtags gearbeitet. "Ich habe zwei kleine Kinder, und die will ich auch tagsüber sehen", erzählt er. Und was passiert, wenn in seiner Agentur viel zu tun ist, ein Projekt dringend fertig werden muss? "Dann bleiben wir natürlich auch länger." (bere, lib, 4.2.2018)