Wird bis 2020 neu gebaut: Das Konradinum im Salzburger Eugendorf.

foto: land salzburg

Salzburg – Volksanwaltschaft, gesetzliche Bewohnervertretung und jetzt auch noch die Armutskonferenz: Die Kritik an den Zuständen und an der Neukonzeptionierung des Salzburger Heims für Schwerst- und Mehrfachbehinderte Konradinum in Eugendorf (Flachgau) reißt nicht ab.

Dabei geht es gar nicht mehr so sehr um die jahrelangen Missstände und um die strittigen Bewegungsbeschränkungen, unter denen viele Bewohner zu leiden hatten. Zustände wie Überbelegung, mangelnde Hygieneeinrichtungen und eben Freiheitsbeschränkungen in der Einrichtung des Landes Salzburg waren von der Volksanwaltschaft und der gesetzlichen Bewohnervertretung bereits 2016 aufgedeckt worden.

Alles beim Alten

Aktuell steht der geplante Neubau des Konradinums im Zentrum der Diskussion. Erich Wahl, einer der gesetzlichen Bewohnervertreter vom Verein "VertretungsNetz", befürchtet, dass der nach den aufgezeigten Skandalen angekündigte Neubau nur zu baulichen Verbesserungen führe, aber sonst alles beim Alten bleibe.

"Ein Neubau ohne Beiziehung von Experten und ohne der Uno-Behindertenrechtskonvention entsprechende Betreuungskonzepte verheißt nichts Gutes", sagt Wahl im STANDARD-Gespräch.

Ein Haus mit 36 Plätzen und angeschlossener Tagesstätte könne nur zu einer weiteren Isolierung der Bewohner führen. "Die Bewohnervertretung drängt aber auf ein inklusives Konzept." Wahl warnt vor "Ghettoisierung und Hospitalisierung".

Ähnlich sehen das auch Volksanwaltschaft und Armutskonferenz: Behindertenvertreter und Experten sollten in die Planung unbedingt miteinbezogen werden, fordern Volksanwalt Günther Kräuter (SPÖ) und Armutskonferenz unisono. Nur so könne man auch für Menschen mit schwersten Behinderungen angemessene Wohn- und Lebensbedingungen sowie die nötigen Therapie-, Förderungs- und Pflegeleistungen schaffen, so Kräuter.

Zwei Zuständigkeiten

Die Landesregierung weist die Bedenken zurück. Derzeit laufe die Angebotsprüfung für den Neubau in der zweiten Stufe, sagt ein Sprecher von Landeshauptmannstellvertreter Christian Stöckl (ÖVP). Der ist als Spitals- und Gesundheitsreferent für den Neubau zuständig. Allerdings sei Stöckl nicht für die inhaltliche Neugestaltung der Betreuung zuständig, sagt sein Sprecher. Ressortzuständig wiederum sei hier Soziallandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne), spielt man im Büro Stöckls den Ball weiter.

Schellhorn wiederum will Ende März den Ausschreibungsprozess für einen externen Träger der Einrichtung starten. Letztlich müsse dieser dann ein Konzept zur Führung erarbeiten. Dabei solle mitbedacht werden, dass einzelne Bewohner ihren Tag außerhalb des Konradinums in einem Tageszentrum verbringen, "um für die Bewohner ein zweiten Milieu zu schaffen", sagt Schellhorn. (Thomas Neuhold, 3.2.2018)