Martin Glier (links) ist Pressesprecher von Vizekanzler Heinz-Christian Strache (Mitte).

Foto: APA/Hochmuth

Die Online-Enzyklopädie Metapedia sieht auf den ersten Blick wie Wikipedia aus, tatsächlich hat sie aber rechtsextreme bis neonazistische Inhalte, weshalb sie schon ins Visier der österreichischen Staatsanwaltschaft geraten war. So wird dort etwa bezweifelt, dass sechs Millionen Juden im Holocaust ermordet worden sind. Außerdem wird Österreich – "die Ostmark" – als Teil Deutschlands bezeichnet. Aus ebendieser Metapedia zitierte am Sonntag Martin Glier, Pressesprecher von Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ). Er war zuvor in ein Wortgefecht mit "Kurier"-Herausgeber Helmut Brandstätter geraten.

Glier bezeichnete Brandstätter daraufhin als "Blutzeuge" und verwies auf den namensgleichen illegalen Nationalsozialisten. Der "Kurier"-Chef erwiderte, dies sei ein "Nazi-Ausdruck", woraufhin Glier angab, Wikipedia zu zitieren. Dann publizierte er einen Screenshot der Online-Enzyklopädie. Doch tatsächlich handelte es sich dabei um die erwähnte neonazistische Metapedia. In den sozialen Medien hagelte es heftige Kritik an Glier, der angab, dass ihm die Seite nicht bekannt gewesen sei.

Gut gereiht

Wer nach der Kombination "Johann Brandstätter" und "Juliputsch" sucht, kann tatsächlich auf der Metapedia landen: Sie wird von Google als erstes Suchresultat ausgeliefert. Die Suchmaschine war schon mehrmals in die Kritik geraten, weil sie Metapedia-Artikel als Suchergebnisse hochgereiht hatte. So findet man bei der Suche nach "Republik Österreich" die neonazistische Website. Da die Metapedia in Schweden registriert ist, sind heimische Behörden machtlos. Daniel Friberg, auf den die Metapedia registriert ist, war 2014 zu Gast am Akademikerball, hat also zumindest lose Kontakte ins Burschenschafter-Milieu. (red, 4.2.2018)