Penninger, geboren 1964 in Gurten in Oberösterreich, studierte in Innsbruck und verbrachte als Postdoc bereits einige Zeit in Kanada.

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Wien – Es war ein Jobangebot, das man als internationaler Spitzenforscher wohl nur schwer ausschlagen kann: Josef Penninger, international angesehener Genetiker und Direktor des IMBA in Wien, wurde die Leitung des renommierten Life Sciences Institute (LSI) der University of British Columbia in Vancouver angetragen. Der 53-jährige Genetiker nahm an – er wird damit zum Leiter des mit 86 Forschungsgruppen größten Instituts seiner Art in Kanada. Zum Vergleich: Das IMBA in Wien verfügt über elf Forschungsgruppen.

Die Berufung erfolgte im Rahmen eines umfassenden kanadischen Plans, die biomedizinische Forschung stark weiterzuentwickeln. Details über Zeitplan, Übergangsphase oder weitere Zusammenarbeit mit Wissenschaftern am Standort könne er noch nicht nennen, so Penninger.

Von Österreich nach Kanada und retour

Der Spitzenforscher kehrt damit in jenes Land zurück, wo er seine erfolgreiche Forscherkarriere gestartet hatte: Der 1964 in Gurten in Oberösterreich geborene Bauernsohn studierte zwar in Innsbruck Medizin. Sofort nach seiner Promotion 1990 ging er als Postdoc nach Nordamerika, wo er zunächst am Ontario Cancer Institute und später an der University of Toronto als Forscher des US-Gentechnikkonzern Amgen tätig war.

Vor allem an sogenannten Knock-out-Mäusen gelangen Penninger bald einige wichtige Entdeckungen – so etwa die Erkenntnis, dass Osteoporose genetisch veranlagt ist und welche Rolle das Protein RANKL dabei spielt. Es gab aber auch Unstimmigkeiten – etwa bei einer Publikation über ein Gen, das Darmkrebs blockiert. Die starke Behauptung, die in "Nature" publiziert wurde, konnte nicht bestätigt werden.

2003 kehrte Penninger nach Österreich zurück: als wissenschaftlicher Direktor des damals neugegründeten Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Unter Penningers Leitung machte sich das IMBA schon nach wenigen Jahren einen Namen in der biomedizinischen Grundlagenforschung. Eine der weltweit wahrgenommenen Entdeckungen war die Herstellung von Minihirnen.

Vielzitierter Forscher und ...

In diese Zeit gelangen Penninger, 2014 auch Wittgensteinpreisträger, neue Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Osteoporose und Brustkrebs. Er selbst zählt aktuell mit knapp 80.000 Zitierungen (und einem aktuellen h-Index von 133) als einer der meistzitierten lebenden Forscher aus Österreich. Daneben war er auch noch als Firmengründer aktiv: 2006 rief er Apeiron Biologics ins Leben und 2010 die Firma Akron Molecules.

In der jüngeren Vergangenheit gab es mehrfach Gerüchte um einen Abgang Penningers. 2015 sollte er die Leitung des Max-Delbrück-Centrum in Berlin übernehmen, konnte dann aber dank finanzieller Zugeständnisse von in Summe mehr als 20 Millionen Euro gehalten werden. Das Geld wird zum Ausbau der Stammzellschwerpunkts am IMBA genützt; ein entsprechendes Zentrum harrt noch der offiziellen Eröffnung.

... öffentlicher Wissenschafter

Penninger prägte nicht nur als Forscher, sondern auch als öffentlicher Wissenschafter die heimische Forschungslandschaft. Nun wünscht er sich für die künftige Forschung in Österreich, "dass die Begeisterung für Wissenschaft wieder neu gezündet wird, aber auch die Notwendigkeit der Forschung für die Zukunft des Landes erkannt wird". Penninger gilt zudem als politisch gut vernetzt. Gute Kontakte werden ihm zu Exkanzler Wolfgang Schüssel und Exvizekanzler Reinhold Mitterlehner (beide ÖVP) nachgesagt.

Reaktionen aus der Forschung...

Giulio Superti Furga, Direktor des Zentrums für Molekulare Medizin (CeMM) an der ÖAW, zeigte sich betrübt über Penningers Abgang: "Er hat den Standort geprägt und die Lebenswissenschaften ins Rampenlicht gerückt. Obwohl die Biomedizin in den letzten Jahren gewachsen ist, ist die Szene noch jung und fragil. Es wird sich zeigen, ob wir diesen Verlust verkraften werden."

Als "bemerkenswerte Erfolgsgeschichte" bezeichnete Zeilinger die Entwicklung des IMBA, das Penninger ab dem Jahr 2002 federführend aufgebaut hat. Mit der Leitung des Life Sciences Institute wurde der Oberösterreicher nun "für eine der international begehrtesten Positionen" in den Lebenswissenschaften ausgewählt, so der ÖAW-Chef. Die Berufung zeige "deutlich, dass die Spitzenforschung in Österreich international wahrgenommen wird und ist eine Auszeichnung für die heimische Grundlagenforschung."

...aus der Politik und aus der Pharmabranche

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) würdigte Panningers exzellente Forschungsleistungen, mit denen er maßgeblich die Entwicklung des heimischen Life Sciences Standorts mitgeprägt habe. Durch seine "Anregungen und Vorschläge brachte er sich auch immer wieder in die heimische Forschungspolitik ein und fungierte als deren wichtiger Partner".

Penninger vertrete Österreich "nun auf internationalem Top-Niveau", so Pharmig-Präsident Martin Munte. Für den Forschungsstandort Österreich sei der Abgang allerdings ein "herber Verlust". Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber wertet den Erfolg auch als "Alarmruf für die heimische Politik". Es gelte nun dafür zu sorgen, dass "die international anerkannte Stellung Österreichs auf dem Gebiet der Forschung nicht verloren geht". (Peter Illetschko / Klaus Taschwer, 5.2.2018)