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Teilnehmer der Seniorenuni schließen als "Senior Expert" ab.

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Sie sind vielleicht nicht mehr ganz jung, dafür ähnlich dynamisch und engagiert. In Zeiten, in denen "Omas gegen Rechts" mehr als 2000 Twitter-Follower haben und die Gesellschaft immer älter wird, wollen Pensionistinnen und Pensionisten, wie es scheint, nicht nur zu Hause auf die Enkel aufpassen, sondern an der Gesellschaft teilhaben, und zwar nicht nur mit Demonstrationen, auch mit Weiterbildung.

Das wollten Helga und Erich Strasser, als sie sich 2012 zum ersten Mal für die SeniorInnen-Uni der Fachhochschule IMC Krems anmeldeten. "Uns ist es wichtig, in der Pension das Gehirn fit zu halten", sagt Erich Strasser (74), der im Personalmanagement tätig war. Und Helga Strasser (72), ehemalige Finanzbuchhalterin, erfüllte sich damit endlich den Wunsch eines Studiums – und einer zusätzlichen Beschäftigung in der Pension.

Abschluss als "Senior Expert"

Die SeniorInnen-Uni ist ein Weiterbildungsangebot für Pensionisten, bei dem diese in vier Semestern Module zu aktuellen Themen haben. Etwa lernen die 30 Teilnehmer Neues aus der Forschung über Gesundheit und Prävention, Projektmanagement, Wirtschaft und Recht sowie IT-Sicherheit und neue Technologien, wo auch die jungen FH-Studierenden den Seniorenstudierenden helfen. "Wir waren beruflich mit Computern zwar von Beginn an dabei, aber wenn man bei der schnellen Entwicklung nicht dranbleibt, wird man im Alter von dieser Kommunikation abgeschnitten", sagt Helga Strasser.

Zum Abschluss gibt es keine Prüfung, die zwischen 60 und 75 Jahre alten Studierenden müssen eine wissenschaftliche Arbeit in Form eines Projekts umsetzen. Dafür erhalten sie keinen akademischen Titel, sondern schließen als "Senior Expert" ab, da auch Personen ohne Matura teilnehmen dürfen. Wer eine Matura hat, kann natürlich auch ein Regelstudium an einer FH starten: Insgesamt 1873 Personen über 40 Jahre waren im Wintersemester 2016 inskribiert.

Das Ehepaar Strasser nimmt heuer auch wieder (zumindest teilweise) an der SeniorInnen-Uni teil, da Absolventen das neue Modul zu Ehrenamt besuchen können. Sie sind beide ehrenamtlich tätig: im örtlichen Golfklub und als Lesecoach und Schachtrainerin an einer Volksschule. "Viele unserer Studierenden haben ein Ehrenamt und wollen sich dafür ein Netzwerk aufbauen oder haben rechtliche Fragen", begründet Sabine Steinkellner von der SeniorInnen-Uni das neue Modul.

Lernen gegen Demenz

Franz Kolland, Soziologe an der Uni Wien, beschäftigt sich mit Altenbildung. Er begrüßt solche Angebote, da nur wenige Hochschulen auf Senioren zugeschnittene Programme anbieten, diese aber durchaus ihre Berechtigung haben. Denn: "Lernen im Alter hat Einfluss auf die Gesundheit und kann sogar das Risiko verringern, an Demenz zu erkranken" , sagt Kolland. Wichtig sei, dass mit den wissenschaftlichen Angeboten alle sozialen Schichten angesprochen und an die Seniorenstudierenden nicht die gleichen Leistungsanforderungen wie an Junge gestellt werden. Zusätzlich würde eine wissenschaftliche Weiterbildung auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenssituation sowie Lebensqualität und Austausch mit anderen Leuten fördern.

"Man bekommt durch das Umfeld am Campus positive Energie", sagt Erich Strasser, und seine Frau fügt hinzu, dass man auch offener werde und die Jungen besser verstehe. Und es halte jung: "Im Seminarraum vergisst man das Alter, wir Senioren verhalten uns dann fast wieder wie 20-Jährige." (Selina Thaler, 12.2.2018)