Will Brennpunktschulen besser unterstützen: Bildungsminister Faßmann (ÖVP).

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Wien – Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) äußert "Sympathie" für die Einführung eines Sozialindex für Schulen. "Wir werden für Schulen mit besonderen Herausforderungen mehr machen müssen. Gerade in den Mittelschulen werden die zusätzlichen Ressourcen mit der Gießkanne verteilt. Hier bräuchte es eine bessere Fokussierung", so der Minister in den "Vorarlberger Nachrichten" (Montag-Ausgabe).

Im Falle einer Mittelverteilung über einen Sozial- oder Chancenindex würden Standorte mit vielen benachteiligten Schülern mehr Mittel bekommen. Mögliche Indikatoren wären etwa Alltagssprache, Bildungsstand und berufliche Position der Eltern, Bezug von Sozialhilfe etc. Alternative zu einem Sozialindex wäre es laut Faßmann, "mehr Geld ins System zu geben, wenn wir nicht wollen, dass es zu einer Umverteilung kommt". Voraussetzung dafür seien aber mehr Mittel vom Finanzministerium.

Auch in der "Wiener Zeitung" (Wochenendausgabe) plädierte Faßmann für einen Sozialindex: Die Attraktivität von Brennpunktschulen müsse erhöht werden – "sei es durch mehr Lehrer oder auch durch bauliche Maßnahmen und Investitionen in die Ausstattung": "Ein Sozial- oder Chancenindex könnte helfen, die Verteilung der finanziellen und personellen Mittel des Bundes besser zu steuern. Das würde ich jedenfalls gerne so machen."

SPÖ sieht Faßmann am Zug

Positive Reaktionen erhielt Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) für seine "Sympathie" für das Modell eines Sozialindex an Schulen von der SPÖ, der Liste Pilz und der Arbeiterkammer (AK). Für SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid liegen die gesetzlichen Voraussetzungen zur Mittelverteilung für Schulen nach einem solchen Index bereits vor. "Was es jetzt braucht, ist eine Präzisierung mittels einer Verordnung, wie im Gesetz auch festgehalten. Faßmann sollte die Verordnung also rasch umsetzen", so Hammerschmid.

Die Vorarbeiten dafür habe man "im Bildungsreformgesetz der vergangenen Regierungsperiode geleistet". Dem Modell zufolge soll die Mittel-Zuteilung pro Standort nach der Schülerzahl, dem Bildungsangebot, dem sozio-ökonomischen Hintergrund der Schüler, ihrem Förderbedarf, ihrer im Alltag gesprochenen Sprache und nach regionalen Bedürfnisse erfolgen.

Wenn es Faßmann mit einer "sozial gerechten Schulfinanzierung nach Chancenindex" ernst ist, "hat er unsere volle Unterstützung", so AK-Präsident Rudolf Kaske. Geht es nach seinen Vorstellungen, soll eine Schule "umso mehr Mittel bekommen, je mehr Kinder in der Schule sind, denen die Eltern keine Nachhilfe zahlen können".

"Vorsichtig positiv" äußerten sich auch die Bildungssprecherin der Liste Pilz, Stephanie Cox, sowie Wiens Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ): "Es freut mich, dass die bisherige ÖVP-Blockade – spät, aber doch – aufbricht und der Bildungsminister den Vorschlag eines Chancenindexes aufnimmt. Meine Unterstützung dafür hat er." Wie Czernohorszky und Hammerschmid fordert auch Cox, dass der Sozialindex nicht "durch Umverteilung der finanziellen und personellen Ressourcen" finanziert wird. Das Finanzministerium müsse mehr Geld für den Bildungsbereich zur Verfügung stellen, so Cox. (APA, 19.2.2018)