Der Sessel kann mittels Akku oder Netzteil beheizt werden.

Foto: Physiotherm

Franziska Zoidl beschäftigt sich beruflich mit Gesundheit. Das beeinflusst auch ihre Arbeitsplatzgestaltung.

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Ich bin im Büro eher der durchfrorene Typ. Während der Kollege ganz sommerlich mit T-Shirt am Computer sitzt, kleide ich mich im Zwiebellook – und wickle mich obendrein an besonders kalten Tagen auch noch in eine Decke, die immer über meinem Bürosessel hängt.

Für Menschen wie mich wurde wohl der Bürostuhl I-Medic erfunden. Die Rückenlehne des Bürostuhls wird durch einen eingebauten Infrarotstrahler beheizt. Entwickelt wurde der Sessel vom Tiroler Unternehmen Physiotherm in Kooperation mit der Firma Wagner. Damit richtet man sich an Menschen mit Rückenschmerzen und Verspannungen, berichtet Physiotherm-Geschäftsführer Josef Gunsch, aber auch an Menschen, die bei ihrer täglichen Arbeit in der Zugluft sitzen.

Warme Rückenlehne

Wie groß die Problematik im Arbeitsalltag ist, merke ich an der Aufregung der Kollegen, als der Sessel für meinen Selbsttest endlich eintrifft: Von der Kollegin beim Empfang bis hin zum Kollegen gegenüber – viele erzählen mir von ihren Rückenschmerzen und Verspannungen. Kein Wunder: Bei einem Bürojob sitzt man zumindest ein Drittel des Tages vor dem Computer, oft sogar länger. Und auch danach landen viele wieder auf dem Sofa vor dem Fernseher, anstatt sich zu bewegen. Aber können die Probleme, die durch das Sitzen verursacht werden, auch beim Sitzen gelöst werden?

Ich nehme Platz: Mit einem Knopfdruck wärmt sich die Rückenlehne des Sessels innerhalb kürzester Zeit auf – und Gott sei Dank nur diese. Denn eine Sitzheizung, wie es sie im Auto gibt, finde ich furchtbar. Der Sessel kann mit einem Akku oder mithilfe eines Netzteils geheizt werden. Das Netzteil gibt ein leises Surren von sich, an das man sich aber gewöhnt.

Bei der Heizung selbst gibt es zwei Leistungsstufen. Eine entspricht 50, die andere 105 Watt. Für beide gilt: Mir wird ziemlich schnell ziemlich warm im Rücken. Meine Weste kann ich also erst einmal ausziehen. Ich schwitze trotzdem.

Zeitlich begrenzte Anwendung

Aber nun kommen ohnehin schon einige Kollegen zum Probesitzen vorbei, ich kann also aufstehen und auskühlen. Viel zu warm, urteilt der Kollege im dicken Sakko. Eine andere Kollegin findet die Wärme gut und kann sich vorstellen, dass der Sessel bei Regelschmerzen wahre Wunder wirken könnte.

Mir persönlich ist sogar die erste Stufe des Infrarotstrahlers schnell zu warm. Ich halte das keine fünf Minuten aus, ohne dass mir wahnsinnig heiß oder sogar ein bisschen schlecht wird, ganz wie bei der Sitzheizung im Auto. Trotzdem: Wenn ich in der Früh von den Minusgraden draußen hereinkomme, sind ein paar Minuten auf dem heißen Stuhl schon fein.

"Das ist keine Anwendung, die man den ganzen Tag braucht", sagt auch Physiotherm-Geschäftsführer Gunsch über die Heizfunktion seines Bürosessels. Stattdessen handle es sich um eine gezielte, zeitlich begrenzte Anwendung, ähnlich einer Wärmeflasche.

Beheizbarer Tisch

Allerdings einer teuren Wärmeflasche: Die Basic-Version des Sessels ist ab 1.500 Euro zu haben. "Der Sessel spielt schon in der Kategorie Chefsessel", gibt Geschäftsführer Gunsch zu. Er hat indes schon weitere Ideen, wie man Möbelstücke im Büro individuell mit Infrarotstrahlung beheizen und dafür die Raumtemperatur im Büro senken könnte.

Wenig später sitze ich wieder auf meinem regulären unbeheizten Bürostuhl, wickle mich in meine flauschige Decke ein – und träume von einem beheizbaren Tisch. (Franziska Zoidl, 4.3.2018)