Achim Sam / Michael Hamm: Deutschlank. Das Kochbuch. € 20,60 / 247 Seiten. ZS Verlag, Hamburg 2018

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Es gibt unzählige Diäten, die alle das Gleiche versprechen: eine Traumfigur. Nur wenige sind tatsächlich erfolgreich, wie mehrere Studien gezeigt haben. Der Ernährungswissenschafter Achim Sam und der Ernährungsmediziner Michael Hamm liefern eine plausible Erklärung dafür, warum die meisten Abnehmprogramme scheitern: "Jeder Mensch ist anders – und jeder Mensch isst anders."

Das heißt: Auf den individuellen Stoffwechsel kommt es an. Während manche Menschen Unmengen Nahrung in sich reinschaufeln können, ohne dick zu werden, lagern andere wiederum alles ein. Sie brauchen ein Stück Torte nur anzusehen, schon steigt der Blutzuckerspiegel. Deshalb sind Pauschalempfehlungen wie das Verbot von Kohlenhydraten oder der Verzicht auf Fett nicht zielführend, schreiben die beiden Autoren. Das klingt vernünftig.

Was der Darm mag

So hat etwa die Low-Fat- und Low-Carb-Welle, die in den USA seit Jahren um sich greift, nichts gebracht. Die US-Bürger werden trotzdem immer dicker. Das hat den beiden Ernährungsexperten zufolge auch damit zu tun, dass Fett und Kohlenhydrate eine wichtige Funktion erfüllen. Sie regeln die Synthese des "Glückshormons" Serotonin. Wer sie völlig weglässt, wird grantig und von süßen Heißhungerattacken geplagt. Die Tafel Schokolade wird so nicht selten als Werkzeug eingesetzt, um die Stimmung zu heben.

Was Achim Sam und Michael Hamm noch betonen: Auch die Darmflora, das Mikrobiom, hat einen Einfluss darauf, wie ein Mensch Nahrung verwertet. So konnte zumindest an Mäusen gezeigt werden, dass Emulgatoren, die häufig in Fertiggerichten enthalten sind, die Zusammensetzung der Darmbakterien so verändern, dass es verstärkt zu Entzündungen im Verdauungsschlauch kommt. Zudem fraßen die Mäuse mehr, wurden dicker und entwickelten Insulinresistenzen.

Im Gegensatz dazu sind Ballaststoffe die wichtigste Nahrung für die Bewohner des Darms. Zusätzlich setzen sie die Energiedichte der Nahrung herab und reduzieren den Anstieg des Blutzuckers nach einer Mahlzeit.

Ohne Verbote essen

Das Buch bietet aber nicht nur Wissenswertes zum Thema Ernährung, sondern macht vor allem eines: Appetit. 100 Gerichte finden sich zwischen den Buchdeckeln. Unterteilt in Frühstück, Mittag- und Abendessen. Genau genommen sind es 300 Speisen, denn jedes Rezept enthält die Kochanleitung für drei Stoffwechseltypen.

Die Logik dahinter: Während der "Verbrenner" einen hohen Anteil an Kohlenhydraten verträgt, sollte der "Speichertyp" mehr auf Eiweiß und Fett setzen. Der Mischtyp befindet sich irgendwo dazwischen. Wer nicht weiß, wie sein Stoffwechsel tickt, kann das mit einem Fragebogen selbst herausfinden.

Was wohltuend ist: es gibt keine Verbote. Ein deftiges Bauernfrühstück aus Kartoffeln, Zwiebeln, Paprika und Eiern steht gleichwertig neben einem Birchermüsli. Burger und Currywurst werden ganz selbstverständlich neben Wirsingauflauf und Radieschensuppe serviert. Schwierigkeiten dürfte es allerdings dann geben, wenn unterschiedliche Stoffwechseltypen unter einem Dach leben. Dann wird Kochen kompliziert. (Günther Brandstetter, 21.2.2018)