Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht auch das Risiko, an Bluthochdruck, Diabetes, Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz zu erkranken.

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Regelmäßiger starker Alkoholkonsum ist laut französischen Wissenschaftern ein entscheidender Faktor bei allen Formen der Demenz, insbesondere bei frühzeitigem Gedächtnisverlust. Die Ergebnisse der landesweiten Beobachtungsstudie, die von 2008 bis 2013 lief, wurden nun im Fachmagazin "The Lancet Public Health" veröffentlicht.

Für die Studie wurden Daten aus französischen Krankenhäusern verwendet, insgesamt konnten so 57.000 Personen mit Hirnschäden, vaskulärer Demenz oder anderen Demenzerkrankungen (einschließlich Alzheimer) – verursacht durch übermäßigen Alkoholkonsum – in die Untersuchung eingeschlossen werden.

Von vorzeitiger Demenz sprechen Mediziner, wenn die Erkrankung vor dem 65 Lebensjahr auftritt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden weltweit rund 47 Millionen Menschen an Demenz. Bei 60 bis 70 Prozent handelt es sich demnach um Alzheimer. Von "chronisch starkem Trinken" ist laut WHO die Rede ab dem Konsum von mehr als 60 Gramm reinem Alkohol pro Tag für Männer (etwa sechs Standardgetränke pro Tag im Durchschnitt) und mehr als 40 Gramm pro Tag bei Frauen.

Risiko für weitere Erkrankungen

39 Prozent der 57.000 beobachteten Fällen ließen sich auf alkoholbedingte Hirnschäden zurückführen. 18 Prozent der Patienten litten an weiteren Erkrankungen im Zusammenhang mit Alkohol. Von 945.512 Personen, die übermäßig viel Alkohol konsumierten, wurde in 86 Prozent der Fälle eine Alkoholabhängigkeit diagnostiziert. Alle Demenzformen zusammengenommen, verdreifache sich das Erkrankungsrisiko durch übermäßigen Alkoholkonsum, so die Forscher.

"Die Verbindung zwischen Demenz und Alkoholkonsum bedarf zwar noch weiterer Forschung, höchstwahrscheinlich jedoch führt Alkohol zu dauerhaften strukturellen und funktionellen Hirnschäden", sagt Studienautor Michael Schwarzinger vom Translational Health Economics Network.

Außerdem erhöht Alkoholkonsum das Risiko an Bluthochdruck, Diabetes, Schlaganfällen, Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz zu erkranken. Dies kann wiederum das vaskuläre Demenzrisiko erhöhen.

Einschränkung der Alkoholverfügbarkeit

"Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Belastung durch Demenz, die auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen ist, viel größer ist, als bisher angenommen", sagt Schwarzinger und fordert, Alkohol als Hauptrisikofaktor für alle Arten von Demenz einzustufen. "Es bedarf einer Vielzahl von Maßnahmen, etwa die Einschränkung der Verfügbarkeit, die Erhöhung der Steuern auf Alkohol und das Verbot der Werbung und Vermarktung von Alkohol sowie die Früherkennung und Behandlung von Alkoholproblemen", so der Forscher.

Medizin-Experte David Llewellyn warnte indes, dass derartige Studien keinen kausalen Zusammenhang beweisen könnten. Daher sei nicht sicher, ob eine Verringerung des Alkoholkonsums auch das Demenzrisiko verringere. Dafür spricht: Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass starker Alkoholkonsum verbunden ist mit Tabakrauchen, Depressionen und niedrigem Bildungsstand – alles weitere Risikofaktoren für Demenz. (red, 25.2.2018)