Collage: Magdalena Rawicka

Virtuell begegnet Petra Eder ständig Namensvetterinnen, getroffen hat sie noch keine.

Foto: Heidi Seywald

Bild nicht mehr verfügbar.

Den Auftritt des Kobolds Pumuckl samt seinem Meister Eder fanden manche besonders witzig.

Foto: NG Collection / Interfoto / picturedesk.com

Ein bisschen neidisch bin ich schon. Kollege Michael Hausenblas skypte mit seinem staubsaugerverkaufenden Millionärsnamensvetter, Sascha Aumüller reiste ins zugegebenermaßen nicht allzu bekannte deutsche Oberursel und Alex Stranig nach Salzburg um diesen einen, besonderen Menschen zu treffen, der denselben Namen trägt. Bei mir würde das ein Projekt für viele Wochen werden, denn Petra Eders gibt es in zigfacher "Ausführung".

Dabei erschien mir mein Name als Kind noch einzigartig. War er auch, zumindest in jener kleinen Marktgemeinde im westlichen Niederösterreich, in der ich meine Kindheit und Jugend verbrachte. Eder-Einträge gab es im Telefonbuch nur zwei: meine Oma und meine Eltern – der Briefträger hatte keine Probleme, mangelhaft adressierte Post zuzustellen. Dass es doch mehrere Eders auf Erden gibt, erfuhr ich wohl so mit sechs Jahren, im Skiurlaub im Pongau. Unsere Vermieter trugen glatt denselben Nachnamen wie meine Familie, wie ich bass erstaunt feststellen musste. Eder sei ein sehr häufiger Nachname in Salzburg, wurde mir erklärt, und auch mein Urgroßvater war aus Salzburg gen Niederösterreich gezogen, um zu heiraten und einen Rauchfangkehrerbetrieb zu führen. Aus den eher bergigen Regionen dürfte der Name Eder auch stammen – kein Wunder, ist die wahrscheinlichste Herleitung auch der geografischen Herkunft des Trägers geschuldet. Aus "öden", also abgelegenen Gebieten stammend – man könnte sich attraktivere etymologische Bedeutungen des eigenen Nachnamens wünschen. Aber einsame Gegenden gibt es inneralpin ja schließlich genug. Und daher wohl auch so dermaßen viele Eders.

49.323 Eders weltweit spuckt die Online-Datenbank forebears.io aus, am meisten verbreitet sind die Eders demnach in Österreich (16.580) und Deutschland (13.651). Hierzulande trägt damit fast einer unter 500 Menschen diesen Nachnamen. Im österreichischen Landesranking ist er jedenfalls unter den Top 20. Und es gibt wahre Eder-Hotspots im Land: Auf der Webseite www.namenskarten.lima-city.at werden besonders Salzburg, Tirol und Teile Ober-und Niederösterreichs sowie Wien als die Regionen mit den meisten Eders angegeben. Im Burgenland, in der südlichen Steiermark, in Vorarlberg und ganz im Westen Tirols sind laut Karte hingegen relativ wenige Eders zu finden.

Witze machen

Nicht immer war ich glücklich über meinen Namen, spätestens als in den 1980er-Jahren die schrille, rothaarige Zeichentrickfigur Pumuckl am Fernsehschirm auftauchte, liebten es meine Mitschüler, mich an meinen Nachnamen zu erinnern, dank dessen Quartiergebers Meister Eder. Dass dieser einen grauhaarigen, grantelnden, schnauzbärtigen Schreinermeister verkörpert und ich mich damals gerade einmal Teenager nennen durfte, tat schlicht nichts zur Sache. Gut, auch überstanden, genauso wie absolut superwitzige Schulkollegen, die sich angesichts der Ähnlichkeit des Begriffs Tetraeder mit meinem Namen immer wieder – huhu – auf die Schenkel klopfen mussten, aber im Mathematikunterricht gab es halt sonst wirklich nichts zu lachen.

Mit Studienbeginn in Wien traf ich dann auf immer mehr Eders – vom Professor am Uni-Institut bis zur Ärztin liefen mir die zahlreichen Eders über den Weg, bis ich schließlich auch in der STANDARD-Redaktion einem Namenskollegen begegnete, aus Oberösterreich stammend. Mails an ihn landen bei mir und umgekehrt, und das seit fast 20 Jahren, vorübergehend waren wir Eders mit einer Kollegin gar zu dritt in unserem hausinternen Mailverteiler.

Schon vergeben

Die zunehmende Digitalisierung brachte auch die Erkenntnis, wie häufig meine ganz persönliche Kombination aus Vorname und Nachname vorkommt. Egal wann, ob beim Anlegen einer E-Mail-Adresse, eines Social-Media-Accounts, der Registrierung bei einem Online-Händler oder wo auch immer: Die ganz simple Abfolge ist garantiert schon von einer anderen Petra Eder besetzt, was schließlich immer diverse Sternchen-, Bindestrich-, Zahlen- und sonstige Anhängsel nötig macht, an die ich mich beim nächsten Besuch der Seite garantiert nicht mehr erinnern kann.

Bezahlen in einem Kleidergeschäft, die Kundenkarte wie immer nicht dabei. "Kein Problem, wir schauen im Computer nach. Eder wird immer sofort gefunden, das ist einer der Vorteile meines Nachnamens, neben der Kürze von vier Buchstaben. Da ist kein langes Buchstabieren nötig, kein Nachfragen wie bei einer Frau Mayer, die ja auch mit "ei" oder "ai" oder auch ohne das "e" am Ende geschrieben werden könnte. Vorname? Petra – oh, da gibt es mehrere. Postleitzahl? Scroll, scroll, scroll – ah: Hermann-Gasse? Nein – es dauert immer eine Weile, um die richtige Petra Eder zu finden. Aber zumindest dürften einige Namensvetterinnen einen ähnlichen Geschmack wie ich haben. Kein Wunder, sind sie ja wahrscheinlich auch ungefähr in meinem Alter.

Der Vorname Petra erfreute sich besonders Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre großer Beliebtheit bei Eltern, die wohl einen "modernen" Namen für den weiblichen Nachwuchs suchten. Sophia, Anna, Emma, heute hochbeliebt, wären damals höchst altbacken dahergekommen, dafür saß man mit Doris, Sylvia, Christine und Brigitte in der Schulklasse – Mädchennamen, die schon lange aus den Rankings der beliebtesten Vornamen herausgefallen sind. Erstaunlich, dass sowohl die Frauenzeitschriften "Petra" als auch "Brigitte" überlebt haben, wobei ich – ja, ich oute mich jetzt – die "Brigitte" ganz eindeutig der "Petra" vorziehe.

Doppelgänger

Persönlich getroffen habe ich eine Namensdoppelgängerin allerdings trotz der relativ hohen Wahrscheinlichkeit noch nie. Fotos der Frauen gibt es aber genug, zu finden beispielsweise auf Facebook – hier sind 98 Einträge unter Petra Eder zu finden – oder Google: Eine Yoga-Trainerin in Breitenfurt, eine psychologisch-pädagogische Beraterin in Kitzbühel, eine Bäuerin, die Seminare für Kochen und Landwirtschaft abhält, eine Mitarbeiterin der Wirtschaftskammer in Oberösterreich. Eine Bankfilialleiterin, eine Küchenchefin, eine Rechtsanwältin in Deutschland, eine Vermieterin von Ferienwohnungen in Osttirol. Mein absolutes Highlight bei den Suchergebnissen: Petra C. Eder aus dem bayrischen Pöcking, auf ihrer Webseite posierend im pinkfarbenen, hautengen Kleid. Sie stemmt einen Staubsaugerschlauch wie eine sich räkelnde Pythonschlange über ihre nackten Schultern. Von Beruf ist sie "selbstständige Produktberaterin der Firma H.". Wer das Unternehmen leitet? Fragen Sie mal Herrn Hausenblas. (Petra Eder, RONDO, 23.2.2018)

Weiterlesen:

Hausenblas skypt mit Hausenblas: "Mein Name ist ein Gottesgeschenk"

Aumüller trifft Aumüller: "Und ich wäre Feuerwehrmann!"

Stranig trifft Stranig: "Am liebsten koche ich Eintöpfe"